8. Frauenpolitische Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung

Wildfeuer: Freiwilligendienst darf nicht zu Lasten von Frauen gehen

Die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, hat auf mögliche sozialunverträgliche Nebeneffekte der anstehenden Zivildienstreform hingewiesen. Insbesondere kritisierte sie das Vorhaben von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, die Arbeit der bislang rund 90 000 Zivildienstleistenden allein durch freiwillige Helfer kompensieren zu wollen. „Das Freiwilligenengagement kann die staatliche Fürsorge nicht ersetzen. Und das soll es auch nicht. Ehrenamtlichkeit soll neben, mit und in Konkurrenz zu den öffentlichen Institutionen wirken“, sagte Wildfeuer auf der 8. Frauenpolitischen Fachtagung „Voller Einsatz für jede Rolle – Frauen und Männer im Ehrenamt“ am 21. März 2011 in Berlin.

Mit Blick auf die angespannte Personalsituation im Pflegesektor, in dem bisher der Großteil der Zivildienstleistenden gebunden ist, forderte Wildfeuer eine geschlechter- und arbeitsmarktneutrale Umsetzung des Regierungsvorhabens. „Das Berufsfeld Pflege war in den vergangenen Jahren massiven Personalkürzungen ausgesetzt. Zwischen 1996 und 2008 wurde jede siebte Stelle in der Krankenpflege eingespart“, sagte Wildfeuer. Zudem appellierte sie an die anwesende Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, die Situation der Frauen bei der Umgestaltung des Zivildienstes zu berücksichtigen: „Über 80 Prozent der Beschäftigten im Pflegebereich sind weiblich.“

Zudem müsse in den Reformplänen auch die Dimension der familiären Pflege Berücksichtigung finden: „Pflegedienstleistungen sind ein teurer Luxus. Wer sich diesen nicht leisten kann, ist im Alter auf die Hilfe von Angehörigen angewiesen. Mehr als drei Viertel der Pflegenden sind weiblich. Die meisten von ihnen stecken im Job zurück, um sich dieser Herausforderung zu stellen.“ Damit einhergehende Benachteiligungen im Arbeitsleben, wie verzögerte Beförderungen oder Verdiensteinbrüche, wirkten sich teilweise verheerend auf die spätere Altersversorgung dieser Frauen aus. „Der geplante Bundesfreiwilligendienst darf nicht zu Lasten von Frauen gehen“, machte Wildfeuer deutlich.

Rund 250 Gäste waren am 21. März zur 8. Frauenpolitischen Fachtagung ins dbb forum berlin gekommen, um das Rollenverständnis von Frauen und Männern im Ehrenamt gemeinsam mit Wissenschaftlern aus der Freiwilligenforschung, Gender-Experten und dbb Mitgliedern zu diskutieren. Neben der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Bundesvorsitzender Peter Heesen beteiligten sich auch zahlreiche Mitglieder aus dem Bundesvorstand und dem Bundeshauptvorstand sowie aus der Geschäftsführung und der Hauptversammlung der dbb-bundesfrauenvertretung an der Debatte.

 

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