Strategien gegen Jugendarbeitslosigkeit
Die Regierungen Deutschlands und Frankreichs legten Ende Mai ein europäisches Konzept vor, durch das bis 2020 unter dem Einsatz von sechs Milliarden Euro die Jugendarbeitslosigkeit deutlich abgebaut werden soll. Europaweit sind mehr als sechs Millionen junge Menschen arbeitslos. „Europa wächst immer stärker zusammen, die hohe Jugendarbeitslosigkeit in einigen Mitgliedsländern ist das Problem aller. Deshalb muss es auch eine europäische Strategie geben, sich dieser Herausforderung zu stellen. Alleine werden die Mitgliedstaaten kaum tragbare Lösungen finden können“, kommentierte der stellvertretende dbb jugend Vorsitzende Michael Gadzalla die deutsch-französische Initiative, deren Vorschläge hauptsächlich aus günstigen Krediten an den Mittelstand, der europäischen Umsetzung des in Deutschland gut etablierten dualen Ausbildungssystems und der Förderung von Mobilität bestehen.
Nach dem Start der sogenannten Jugendgarantie im Februar 2013, die vorsieht, dass junge Menschen unter 25 spätestens vier Monate nach Eintritt der Arbeitslosigkeit einen Arbeitsplatz, ein Praktikum oder eine Ausbildungsstelle angeboten bekommen müssen, soll die Initiative der beiden Regierungen diesen Vorstoß nun mit konkreten Vorschlägen stärken. Ende Juni soll das Vorhaben auf dem Europäischen Rat diskutiert und wenige Tage später in Berlin auf einer Konferenz beschlossen werden. Neu wird vermutlich ein „Erasmus“ für Auszubildende sein, das auch Azubis einen EU-geförderten Auslandsaufenthalt ermöglicht. „Mobilität ist wichtig. Deshalb wäre die Ausweitung des Erasmus-Programms ein guter Schritt. Aber Mobilität sollte nicht die einzige Lösung sein“, so Gadzalla. Den Fachkräftemangel im einen Land durch den Überschuss in einem anderen zu bekämpfen, sei kurzfristig durchaus ein gangbarer Weg. „Langfristig muss aber versucht werden, überall in der EU tragfähige Perspektiven für junge Menschen zu schaffen.“
Angesichts einer derzeit vergleichsweise geringen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland warnt Gadzalla davor, die Situation in Deutschland zu verklären. „Auch hier gibt es nach wie vor größere Probleme, die wir dringend lösen müssen, zum Beispiel prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Missbrauch von Praktikanten als billige Arbeitskräfte und unfaire Löhne.“ Hier gebe es dringenden Handlungsbedarf, so der dbbj-Vize. „Nur ein attraktiver Arbeitsmarkt kann im europäischen Wettbewerb dauerhaft Anziehungspunkt für Fachkräfte aus dem In- und Ausland sein.“ Das bedeute aber auch, in gute Arbeitsbedingungen zu investieren, das sei nicht zuletzt im öffentlichen Dienst unabdingbar.