Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)Start in die Tarifrunde 2025/2026

Die GDL hat am 15. Juli 2025 in Erfurt die Tarifrunde 2025/2026 für die Eisenbahnbranche eröffnet. Zum Auftakt wurde den Arbeitgebern der Wettbewerbsbahnen die zentralen unternehmensübergreifenden Forderungen übermittelt und erste Verständnisfragen beantwortet.

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„Nachdem alle maßgeblichen Tarifverträge fristgerecht gekündigt wurden, laufen die Tarifverhandlungen für die Eisenbahnbranche somit in den kommenden Wochen an“, erklärte der GDL-Bundesvorsitzende Mario Reiß. 

Die GDL fordert für ihre Mitglieder unter anderem eine Entgeltvolumenerhöhung von acht Prozent, mindestens aber 3,8 Prozent für die Tarifbeschäftigten in den Unternehmen der Eisenbahninfrastruktur- und Eisenbahnverkehrsunternehmen. „Mit den Forderungen will die GDL dauerhaft und nachhaltig die Arbeitsbedingungen in den Eisenbahnberufen fortentwickeln, um dem nach wie vor bestehenden Fachkräftemangel zu begegnen“, so Mario Reiß weiter. „Es gilt, aufgrund der hohen Fluktuation in der gesamten Branche Fachkräfte für das Eisenbahnsystem zu begeistern und zu binden“.

Die GDL fordert in den aktuellen Tarifverhandlungen eine umfassende Verbesserung der Einkommensstruktur für ihre Mitglieder. Im Mittelpunkt steht dabei eine Entgeltvolumenerhöhung von insgesamt acht Prozent, die durch eine Umstrukturierung des Tarifsystems erreicht werden, soll. Konkret strebt die GDL die Einführung einer neuen, achten Entgeltstufe an, möchte die Tätigkeit von Ausbildern finanziell attraktiver gestalten und setzt sich für eine Ausbildungsvergütung ein, die mindestens 50 Prozent des regulären Berufsentgelts beträgt. Zusätzlich verlangt die Gewerkschaft eine spürbare, wirksame Entgelterhöhung von 3,8 Prozent für die Beschäftigten. Die geplante Laufzeit des Tarifvertrags soll dabei zwölf Monate nicht überschrei-ten. Darüber hinaus sollen Regelungen für Langzeitkonten vertraglich ab-gesichert werden, um langfristige Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen.

„Die vor den Tarif- und Sozialparteien gemeinsam liegende Tarifrunde 2025/2026 wird nicht trivial, sondern anspruchsvoll“, prognostiziert Mario Reiß. Die GDL ist jedoch davon überzeugt, dass es auch dieses Mal gelingen wird, mit den Arbeitgebern der Wettbewerbsbahnen auf dem Verhandlungswege zu einvernehmlichen Lösungen zu gelangen. Die Tarifverträge der unterschiedlichen Unternehmen laufen in drei wesentlichen Terminlagen aus. Nachdem die Tarifverträge fristgerecht durch die GDL gekündigt wurden, endete mit Ablauf des 30. Juni 2025 bei einer großen Zahl von Wettbewerbsbahnen die Friedenspflicht. Dazu gehören unter anderem die Unternehmen des NETINERA-, Transdev- und Arverio-Konzerns sowie die Personaldienstleister, mit denen die GDL Tarifverträge abgeschlossen hat.

Zum 31. August beziehungsweise zum 31. Oktober 2025 enden beispielsweise sowohl die Tarifverträge der BeNEX- und HLB-Gruppe als auch der Schienengüterverkehrsunternehmen. Nur bei der Deutschen Bahn, der Fair Train e.G. und der Saarbahn laufen die Tarifverträge noch bis zum 31. Dezember 2025.

Ein besonderer Fokus wird auch in dieser Tarifrunde auf der Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn liegen, wenngleich die Verhandlungen mit dem Marktführer erst zum Jahresende aufgenommen werden. Hier erwarten Bahnkenner erneut eine schwere Auseinandersetzung, da die Bahn als einziges Unternehmen in Deutschland in vielen Betrieben des DB-Konzerns die GDL-Tarifverträge nicht anerkennt. Die GDL hat in den letzten Jahren ihren Einfluss und die Mitgliederstärke in den Betrieben der DB weiter ausgebaut und klagt in unzähligen Verfahren deutschlandweit gegen die missbräuchliche Anwendung des Tarifeinheitsgesetzes (TEG) durch die DB. Hintergrund ist die branchenweit alleinige und willfährige Anwendung des politisch und rechtlich stark umstrittenen TEG durch den Konzern. Aus Sicht der GDL soll dadurch die Durchsetzungskraft der Gewerkschaft geschwächt und Tarifpluralität verhindert werden.

„Die Anwendung des TEG durch die Deutsche Bahn AG ist demnach ein Angriff auf die Tarifautonomie, dem wir uns weiterhin mit aller Entschlossenheit entgegenstellen werden“, so Reiß. „Wir werden nicht zulassen, dass dieser Arbeitgeber mithilfe des Tarifeinheitsgesetzes darüber entscheidet, welcher Tarifvertrag für unsere Mitglieder gilt. “

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