• Ernst Bürger
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    Ernst Bürger, Leiter Unterabteilung Verwaltungsdigitalisierung, -organisation, Geschäftsstelle IT-Planungsrat, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.
  • Jörn Riedel
    Jörn Riedel, CIO und stellvertretender Leiter des Amts für IT und Digitalisierung der Freien und Hansestadt Hamburg

Podium mit Jörn Riedel und Ernst Bürger

Digitaler Wandel als „Realistische Euphorie“

Ein aktuelles Lagebild zum digitalen Wandel in den Behörden und Verwaltungen lieferten Jörn Riedel, CIO und stellvertretender Leiter des Amts für IT und Digitalisierung der Freien und Hansestadt Hamburg, und Ernst Bürger, Unterabteilungsleiter Verwaltungsdigitalisierung im Bundesinnenministerium (BMI).

Hier wie dort arbeitet man derzeit mit Hochdruck an der Umsetzung des E-Governments, insbesondere gilt es, die Vorgaben des Onlinezugangsgesetzes (OZG) zu erfüllen: Bis 2022 sollen insgesamt 575 Dienstleistungen von Bund, Ländern und Kommunen online angeboten werden. Mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen entwickeln mittlerweile mehr als zwei Dutzend interdisziplinäre und interföderale Teams, berichtete Ernst Bürger, und die Feedbacks und Fortschritte seien „durchaus ermutigend“. Erstmals gehe man den Transformationsprozess nach der „Multi-Stakeholder-Methode“ an, das heißt, alle Beteiligten, von den Juristen über die Sachbearbeitenden, die IT-Designenden bis hin zu Bürgerinnen und Bürger sitzen sinnbildlich an einem Tisch und gestalten die digitalen Dienstleistungen gemeinsam, nutzerorientiert und agil. „Die Fortschritte, die wir hier erzielen, stimmen optimistisch, dass wir jetzt wirklich etwas bewegen und auf die Beine stellen“, so Bürger.

Aus Hamburg berichtete CIO Jörn Riedel ähnlich Positives und beschrieb die Gemütslage der Digitalisiererinnen und Digitalisierer von Amts wegen als „realistische Euphorie. Am Ende werden wir nicht alles digitalisiert haben, aber das Wichtigste“, so Riedel und betonte, dass die Digitalisierung grundsätzlich auch Gelegenheit zur Entbürokratisierung und Prozessoptimierung biete. So nutze man die Transformation in Hamburg, um Prozesse mit allen Beteiligten auf ihren Sinn und ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen, was in nicht wenigen Fällen dazu führe, dass die Dinge grundlegend verbessert würden. Ohnehin habe die Hansestadt bei ihren Digitalisierungsbestrebungen nicht nur den öffentlichen Dienst in den Blick genommen, sondern begreife das Transformationsprojekt als Gestaltungsanspruch für die gesamte Stadt: „Alle Ressorts machen sich Gedanken zu Digitalisierungsvorhaben und entwickeln konkrete Projekte als Ergebnis“, so Riedel. Das Amt für IT und Digitalisierung, angesiedelt direkt in der Senatskanzlei und daher mit oberster Priorität versehen, diene dabei als zentrale Anlaufstelle und Motor für alle Digitalisierungsvorhaben, inklusive der rechtlichen Grundsatzangelegenheiten.

Gemeinsam warben Bürger und Riedel dafür, die digitale Transformation positiv als große Gestaltungschance für den öffentlichen Dienst zu betrachten. Es verstehe sich von selbst, so Bürger, dass die Ängste und Befürchtungen der Beschäftigten aufgegriffen, moderiert und möglichst vollständig ausgeräumt werden müssten, darin seien sich alle politischen Entscheider mittlerweile einig, und es werde interministeriell an entsprechenden begleitenden Projekten mit Fokus auf Ermutigung und Befähigung der Menschen im öffentlichen Dienst in Sachen Digitalisierung gearbeitet. Die beiden E-Government-Experten betonten, dass es sich bei der Digitalisierung nicht nur um einen technischen, sondern vor allem auch um einen gesellschaftlichen und arbeitskulturellen Zeitenwandel handele, der in seinen Auswirkungen nicht unterschätzt werden dürfe. Bürger: „Die Menschen in der Bundesrepublik wissen, dass sie in einer der reichsten Industrienationen der Erde leben. Aber wenn sie sich so umschauen, beschleicht sie der Eindruck, dass das eigentlich nicht sein kann: marode Schulen, kaputte Straßen und Brücken, schlechte Netzabdeckung – das führt zu Vertrauensverlusten, und deswegen ist die digitale Infrastruktur ein ganz wesentlicher Faktor für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“ Mit dem Thema E-Government könne man zwar keine Wahl gewinnen, aber durchaus eine verlieren, warnte Bürger. Auch für den Berufsnachwuchs im öffentlichen Dienst sei ein modernes digitales Arbeitsumfeld zunehmend wichtig, unterstrichen Riedel und Bürger. „Die jungen Menschen erwarten einen Arbeitsplatz, an dem man respektvoll mit ihnen umgeht, dazu gehören Einkommens- und Vereinbarkeitsaspekte ebenso wie modernes Arbeitsgerät und ein anständiger Umgang mit den Zeit- und Personalkapazitäten“, sagte Jörn Riedel. Ein Personalabbau durch zunehmende Automatisierung sei nicht zu erwarten, zeigten sich die Fachleute überzeugt: „Der Blick in die Geschichte zeigt, dass Technologiesprünge bislang immer zu mehr Arbeit als zuvor geführt haben“, so Ernst Bürger.  

 

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