• Erzieher mit Kindern in Kindertagesstätte

Studie zum Infektionsgeschehen in Kitas

Silberbach: flächendeckende Kita-Schließungen vermeiden

Laut einer Studie des Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministeriums sind Kindertagesstätten keine Infektionsherde des Coronavirus. dbb Chef Ulrich Silberbach rät daher dazu, die Einrichtungen künftig nicht mehr flächendeckend zu schließen.

dbb Corona Spezial

Bei der dritten Sitzung des auf Initiative von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey gegründeten Corona-Kita-Rats am 26. Oktober 2020 wurden die aktuellen Ergebnisse der Studie präsentiert. Sie zeigen, dass die Zahl der gemeldeten Ausbrüche in Einrichtungen pro Woche sich bislang im einstelligen Bereich bewegen - bei bundesweit über 57.000 Kitas. Weniger als ein Prozent der Kitas und Kindertagespflegestellen mussten in den letzten Wochen coronabedingt ganz oder teilweise schließen. Erneute Kita-Schließungen sollen aus Sicht des Corona-Kita-Rates angesichts des verhältnismäßig geringen Infektionsgeschehens in Kindertagesstätten und Kindertagespflegeeinrichtungen möglichst vermieden werden und sollen das allerletzte Mittel sein. Punktuelle regionale Schließungen sind hingegen denkbar, wenn ein Infektionsausbruch in einer Kita registriert wird.

„Während der Kitaschließungen im Frühjahr hat sich gezeigt, dass unsere Arbeitswelt ohne eine verlässliche Kinderbetreuung nicht mehr funktioniert“, kommentierte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach das aktuelle Ergebnis der Corona-Kita-Studie. „Dank der Corona-KiTa-Studie, an der sich inzwischen über 12.000 Einrichtungen beteiligt haben, wissen wir, dass Kindertageseinrichtungen keine Infektionsherde sind und eine erneute flächendeckende Schließung der Kitas momentan nicht erforderlich ist.“ Die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung der Corona-Pandemie müssten sowohl die Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien berücksichtigen, aber auch den Gesundheitsschutz der Beschäftigten im Fokus haben, so Silberbach weiter. „Insofern können und dürfen regionale Schließungen trotz des geringen Infektionsrisikos in Kindertageseinrichtungen nicht ausgeschlossen werden.“

Sandra van Heemskerk, stellvertretende Vorsitzende der dbb Fachkommission Schule, Bildung und Wissenschaft und Vertreterin des dbb im Corona-Kita-Rat begrüßte das Ergebnis der Corona-Kita-Studie. Sie machte in der dritten Sitzung des Corona-Kita-Rates aber auch darauf aufmerksam, dass die Belastungssituation der Fachkräfte zu wenig Berücksichtigung findet. In vielen Einrichtungen werde wegen des Infektionsschutzes in festgelegten Gruppensettings gearbeitet, so van Heemskerk. Das bedeute, dass auch das Personal nicht gruppenübergreifend eingesetzt werde und das Einhalten der Öffnungs- und Betreuungszeiten in den Kitas daher ein hoher Kraftakt für die Kita-Fachkräfte sei. „Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort arbeiteten schon vor der Pandemie bereits an der Belastungsgrenze. Bei Personalausfällen durch Krankheit oder Urlaub und den strengeren Vorgaben beim Personaleinsatz aus Infektionsschutzgründen droht das System ganz zusammenzubrechen“, erklärte van Hemskeerk. Sie appellierte in der Sitzung des Corona-Kita-Rates: „Hier muss Abhilfe geschaffen werden. Die Fachkräfte dürfen nicht mit der Umsetzung der Corona-Maßnahmen vor Ort allein gelassen werden.“

Hintergrund

Der von Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey gegründete Corona-Kita-Rat hat die Aufgabe, den Regelbetrieb in den Kitas unter Corona-Bedingungen zu begleiten, zu beraten und zu bewerten. Er berät aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen und diskutiert mögliche Lösungen. Dem Gremium gehören unter anderem Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen, Gewerkschaften, Eltern- und Trägerverbänden an.

Um mehr Erkenntnisse zu gewinnen, welche Rolle Kinder im Infektionsgeschehen spielen, haben das Bundesfamilien- und Bundesgesundheitsministerium eine Studie in Auftrag gegeben. Unter dem Link können Kita-Leitungen und Personen aus der Kindertagespflege regelmäßig Informationen zum Infektionsgeschehen und zu den Kapazitäten in ihrer Einrichtung eintragen. Die Ergebnisse der Studie stellen die Grundlage für die zu erarbeitenden Empfehlungen des Corona-Kita-Rates.

 

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