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Neues „Schulbarometer“ zeigt dringenden Handlungsbedarf

Für die aktuelle Ausgabe des „Deutschen Schulbarometers“ der Robert-Bosch-Stiftung wurden Ende 2023 insgesamt 1.608 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutsch-land befragt. Der Deutsche Philologenverband (DPhV) und den Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordern angesichts der Ergebnisse konkrete politische Maßnahmen.

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„Es ist erschütternd, dass so viele Lehrkräfte im Alltag verschiedene Formen von Gewalt erleben müssen. Dies ist allerdings ein gesamtgesellschaftliches Problem, nicht nur eines in den Schulen. Leider bestätigt das Schulbarometer auch weitere negative Entwicklungen, die wir schon seit Jahren anmahnen: beispielsweise den durch zu geringe Einstellungsquoten mitverschuldeten Lehrkräftemangel oder den maroden Zustand vieler Schulen. Dies alles führt zu zusätzlichem Stress für Lehrkräfte und ihre Schüler und Schülerinnen“, sagte die DPhV Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing am 24. April 2024. Die von den Lehrkräften klar kommunizierten Probleme dürften nicht länger ignoriert werden. Marode Schulgebäude würden keinen modernen Unterricht erlauben und die zunehmende Gleichmacherei der Schulformen erhöhe die Heterogenität und überfordere Lernende wie Lehrende. „Statt weiter bildungspolitischen Wunschvorstellungen nachzuhängen, muss die Politik endlich die Realitäten wahrnehmen: ein vielgliedriges Schulsystem hilft, den Erfordernissen jedes einzelnen Lernenden besser gerecht zu werden, und jeder Euro für die Sanierung unserer

Schulhäuser ist eine echte Investition in die Zukunft.“ Durch die Ergebnisse der Studie werde die Politik zudem erneut ermahnt, ihre Verantwortung für bessere und langfristigere Fort- und Weiterbildungsangebote mit entsprechend guten Rahmenbedingungen für Lehrkräfte zu übernehmen.

Für den VBE erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende Tomi Neckov: „Die Desillusionierung greift hart um sich. Allerorten erleben wir eine ausgeprägte Ambivalenz. Auf der einen Seite sind die Lehrkräfte hoch motiviert und wollen für ihre Schülerinnen und Schüler alles geben. Auf der anderen Seite sind sie demotiviert, weil zu wenig Personal auf marode Schulbauten und fehlende digitale Infrastruktur trifft. Die enormen Herausforderungen werden durch gesellschaftliche Tendenzen hin zur Verrohung von Sprache, Umgangsformen und Verhalten noch verstärkt. So entsteht eine unheilvolle Kombination, in der Konflikte gewaltvoll eskalieren.“ Die einzelnen Landesministerien seien aufgefordert, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Attraktivität des Berufs zu steigern: „Wir müssen Druck rausnehmen aus dem System. Nicht alles, was in Gesellschaft schiefläuft, kann in Schule gelöst werden. Das führt zu einer Überforderung. Wir müssen uns auf das Kerngeschäft konzentrieren: lehren und erziehen. Deshalb müssen Lehrkräfte und Schulleitungen zeitnah von Verwaltungsarbeiten entlastet werden. Zudem braucht es weiteres Personal an Schule, am besten unterschiedlicher Professionen, sodass gemeinsam die besten Fördermöglichkeiten für die Schülerin und den Schüler umgesetzt werden können.“

 

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