• Panellisten der CESI Summer Days sitzen auf der Bühne

CESI Summer Days 2025Mit aktiver Arbeitsmarktpolitik zu hochwertigen Arbeitsplätzen

Im Wandel der Arbeitswelt setzen die CESI Summer Days 2025 ein starkes Zeichen für faire, sichere und zukunftsfähige Beschäftigung durch aktive Arbeitsmarktpolitik.

dbb europathemen

Anlässlich ihrer Brüsseler Jahrestagung, den „Summer Days“, machte die Europäische Union Unabhängiger Gewerkschaften (CESI) – der europäische Gewerkschaftsdachverband des dbb – Ende Juni die Gewerkschaftsmitarbeit in aktiver Arbeitsmarktpolitik zum Thema verschiedener Podiumsdiskussionen, Workshops und Expertenpräsentationen. 

Wie kann Europa trotz multipler Herausforderungen seinen Arbeitsmarkt zukunftsfähig und gerecht gestalten? Diese Frage stand im Mittelpunkt der „Summer Days 2025“, zu denen die Europäische Union Unabhängiger Gewerkschaften (CESI) rund 120 Teilnehmende Politik, EU-Institutionen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Sozialpartnerverbänden nach Brüssel geladen hatte. Im Zentrum der zweitägigen Veranstaltung mit und für Mitglieder der CESI aus ganz Europa stand die Rolle aktiver Arbeitsmarktpolitik bei der Förderung hochwertiger Beschäftigung – im Einklang mit dem Ziel der EU, bis 2030 eine nachhaltige und sozial inklusive Wirtschaft zu verwirklichen.

Arbeitswelt im Wandel: Neue Antworten gesucht

„Der Wandel ist real – aber wir haben die Chance, ihn mitzugestalten“, betonte CESI-Generalsekretär Klaus Heeger zur Eröffnung. Ob Digitalisierung, grüne Transformation, demografischer Wandel oder geopolitische Unsicherheiten – Europas Arbeitsmärkte stünden unter Druck, und in diesem dynamischen Umfeld gewinne aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zunehmend an Bedeutung. In seiner Begrüßungsrede mahnte er an, „endlich das volle Potenzial unseres Arbeitskräfteangebots zu aktivieren – und das heißt auch: in Weiterbildung, Umschulung und soziale Absicherung zu investieren“.

Roadmap für Qualität statt Quantität

Gemeinsam diskutierten die Teilnehmenden über eine künftige EU-Strategie für hochwertige Arbeitsplätze. Dabei wurde deutlich: Die bloße Schaffung von Jobs reicht nicht mehr aus. Entscheidend ist deren Qualität – also faire Löhne, sichere Arbeitsverhältnisse und Zugang zu Weiterbildung. Dies sei nicht nur im Sinne der Beschäftigten, sondern diene auch der wirtschaftlichen Resilienz Europas, so die Botschaft mehrerer Panels. In einem von der der OECD und der Europäischen Kommission moderierten Workshop wurde aufgezeigt, wie evidenzbasierte Politik und gut abgestimmte Strukturen zwischen relevanten Akteuren aktive Arbeitsmarktpolitik effektiver machen können. In weiteren Workshops lag der Fokus auf erfolgreichen Praxisbeispielen der Arbeitsmarktpolitik: etwa dem deutschen Modell einer Arbeitsmarktdrehscheibe, das Unternehmen mit Personalbedarf und entlassende Betriebe gezielt miteinander vernetzt.

Gewerkschaften: Von Verteidigung zu Gestaltung

Ein wiederkehrendes Thema der Summer Days war die Rolle der Sozialpartner – insbesondere der Gewerkschaften – bei der Ausgestaltung aktiver Arbeitsmarktpolitik. CESI-Präsident Romain Wolff von der luxemburgischen Gewerkschaft CGFP forderte ein Überdenken von zu defensiven Strategien: „Gewerkschaften müssen sich noch stärker als Gestalter des Wandels verstehen – nicht nur in der Vertretung, sondern auch in der konkreten Unterstützung von Arbeitssuchenden.“

Diese Perspektive spiegelte sich auch in einem Panel zur Inklusion wider. Vertreter von Jugend-, Frauen- und Behindertenorganisationen unterstrichen, wie wichtig ein partizipativer Ansatz bei der Entwicklung von aktiver Arbeitsmarktpolitik sei. Nur so könnten strukturelle Barrieren abgebaut und vulnerable Gruppen wirksam integriert werden.

Flexicurity neu denken

In der Abschlussdiskussion am zweiten Veranstaltungstag wurde das Konzept der „Flexicurity“ neu bewertet. Klaus Heeger wies darauf hin, dass flexible Arbeitsmodelle nur dann tragfähig seien, „wenn sie mit verlässlichem Sozialschutz und guten Qualifizierungsinitiativen einhergehen.“ Der technologische Wandel erfordere neue Kompetenzen – und diese müssten durch eine vorausschauende Weiterbildungsmaßnahmen zugänglich gemacht werden.

Gleichzeitig müsse sich die aktive Arbeitsmarktpolitik an den unterschiedlichen Lebensrealitäten orientieren – etwa durch individuelle Lernkonten oder personalisierte Unterstützungsangebote. Hier brauche es mehr Mut zu neuen Initiativen und eine bessere Verzahnung von Akteuren auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene.

Die CESI als Plattform für Austausch und Lösungssuche

Neben hochkarätigen Redebeiträgen von Vertretern der EU-Kommission, Mitgliedern des Europäischen Parlaments, des Präsidenten des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses und einer Direktorin der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) boten die Summer Days viel Raum für Austausch unter Gewerkschaftern aus verschiedenen Ländern. So wurden konkrete Ansätze diskutiert, um etwa junge Menschen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder die Beschäftigung in der grüner werdenden Automobilbranche zu sichern.

Auch die Rolle der öffentlichen Arbeitsverwaltungen wurde beleuchtet. Janice Schmidt-Altmeyer. Leiterin des Brüsseler Büros der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigte auf, wie eine moderne Arbeitsmarktpolitik durch digitale Instrumente und zielgruppengerechte Angebote gestärkt werden kann – vorausgesetzt, es stehen ausreichende Ressourcen und Personal zur Verfügung. 

Fazit: Verantwortung gemeinsam tragen

Zum Abschluss der Veranstaltung rief CESI-Vizepräsident Javier Jordán de Urries von der spanischen CSIF-Gewerkschaft dazu auf, aktive Arbeitsmarktpolitik nicht als isoliertes Politikfeld zu betrachten, sondern als zentralen Baustein einer fairen und nachhaltigen europäischen Sozialpolitik. „Wir brauchen starke Partnerschaften zwischen öffentlichen Akteuren, Sozialpartnern und der Zivilgesellschaft – denn nur gemeinsam können wir hochwertige Arbeit für alle schaffen.“

Auch Klaus Heeger zog ein positives Fazit: „Wir stehen vor enormen Herausforderungen – aber auch vor großen Chancen. Entscheidend ist, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und die Zukunft der Arbeit mutig, gerecht und solidarisch gestalten.“

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