Verband Bildung und Erziehung (VBE)„Hitzefrei“ ist keine triviale Entscheidung

Der VEB-Bundesvorsitzende Gerhard Brand kritisiert, dass die Schulen in Deutschland nicht angemessen auf den Umgang mit hohen Temperaturen vorbereitet sind.

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„Dabei wissen wir: Hitze im Klassenzimmer ist nicht nur ein Komfortproblem, sondern beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit, die Gesundheit und das Lernklima massiv. Es kann zu Schwindel und Kopfschmerzen, schnellerer Erschöpfung und Müdigkeit kommen. Dies betrifft Lehrende und Lernende gleichermaßen. Besonders betroffen sind aber jüngere Kinder, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Ältere und Schwangere, denen die Hitze stärker zusetzt“, erklärte Brand am 2. Juli 2025.

Die Regelungen in den Ländern sind unterschiedlich, greifen teilweise ab einer bestimmten Gradzahl, stellen aber oft nur Richtwerte dar. Laut Arbeitsschutz können ab 26 Grad und müssen ab 30 Grad in Innenräumen zunächst mechanische Möglichkeiten zur Kühlung ergriffen werden. „Es muss also durch die Verdunkelung der Räume, das Lüften und die Ausgabe von Wasser versucht werden, eine spürbare Änderung herbeizuführen“, so Brand. Allerdings „unterscheiden sich die Bausubstanz, Verdunkelungs- und Kühlungsmöglichkeiten von Schule zu Schule massiv.“

Aber das sind nicht die einzigen Faktoren, welche die Schulleitung im Blick haben muss. Der VBE-Bundesvorsitzende führt aus: „Das Geben von ‚Hitzefrei‘ ist keine triviale Entscheidung. Denn unsere Verantwortung endet nicht mit der Verkürzung des Unterrichts. Wenn Kinder stundenlang auf den Bus warten oder Eltern nicht früher von der Arbeit wegkönnen, ist niemandem geholfen. Deshalb müssen gemeinsam tragfähige Entscheidungen zustande kommen. Optimal wäre, wenn sich Eltern in einem Verbund zusammentun, um Heimweg und Betreuung sicherzustellen. Aber das geht nicht immer“, so Brand weiter. Deshalb brauche es Entscheidungen, die vor Ort funktionieren. Gemeinsam mit dem Schulträger kann zum Beispiel nach Lösungen gesucht werden, ob die am Nachmittag Betreuenden schon früher in der Schule eingesetzt werden können.

Brand sieht Versäumnisse im Schulbau und der Ausstattung von Schulen: „Schon länger ist klar, dass wir auch in Deutschland immer öfter mit hohen Temperaturen umgehen müssen. Die beste Rüstung gegen die Hitze ist ein stabiler Schulbau sowie Außenflächen, die ein Arbeiten im Schatten ermöglichen.“ Dafür müssten bestehende Schulbauten so ausgestattet werden, „dass das Lernen möglichst auch bei hohen Außentemperaturen gewährleistet werden kann. Ein grünes Klassenzimmer, Sonnenschutz durch funktionierende Rollos und außenliegende Jalousien oder ein Hausmeister, der früh am Morgen durchlüftet gibt es aber nicht überall. Hier sind die Schulträger in der Pflicht, die Schulen mit den notwendigen Mitteln auszustatten“, fordert der VBE-Chef.

Bei einem Neubau müsse dringend auf die Klimaprognosen eingegangen werden. So müsse es im Interesse aller sein, nachhaltige Materialien zu verwenden, Fenster entsprechend der Sonneneinstrahlung auszurichten und Kühldecken zu integrieren. Mechanische Kühlungen könnten eingebaut werden, sollten ihren Stromverbrauch aber möglichst durch entsprechende Bauelemente der Schule, wie Solarpanels, decken können. Brand verweist: „Durch das Infrastruktursondervermögen entsteht gerade ein Momentum. Bei der Sanierung, Modernisierung und dem Neubau von Schulen sollte das energetische Bauen stets mit im Fokus stehen. Weitere Forderungen haben wir gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft und dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA im Positionspapier ‚Qualität im Schulbau‘ aufgestellt.“

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