dbb Branchentag Gesundheit in Lüneburg

Gesundheitsberufe neu bewerten

Beschäftigte aus dem Gesundheitsbereich Niedersachsens haben beim dbb Branchentag am 1. Februar 2018 in Lüneburg ihre Erwartungen an die Einkommensrunde für Bund und Kommunen formuliert.

dbb Tarifchef Volker Geyer forderte vor Kolleginnen und Kollegen der GeNi Gewerkschaft für das Gesundheitswesen eine grundlegende Neubewertung der Gesundheitsberufe im öffentlichen Dienst: „Das Gesundheitswesen ist ein Bereich, in dem die Beschäftigten einen immensen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Sie tun dies oft am Rande ihrer Leistungsfähigkeit und manchmal sogar darüber hinaus“, betonte Geyer. „Ob in den psychiatrischen Kliniken, in Krankenhäusern, Altenheimen oder in den Pflegediensten: Der Wert dieser Arbeit spiegelt sich in keiner Weise in der Bezahlung wieder.“

Es dürfe deswegen nicht allein darum gehen, in dieser Einkommensrunde ein gutes Ergebnis für die Beschäftigten zu erzielen. „Wir müssen auch eine grundlegende gesellschaftliche Diskussion über den Wert der Gesundheitsberufe anstoßen“, so Geyer. Wenn zum Beispiel ein Beschäftigter bei einem Pflegedienst 200 Jahre arbeiten müsse, um auf das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Dax-Vorstandes zu kommen, seien die Bewertungsmaßstäbe von Arbeit nicht nur durcheinandergeraten, sondern „grotesk verzerrt“.

Jens Schnepel, Vorsitzender der GeNi-Gewerkschaft, forderte die Politik auf, die Nachwuchsprobleme im Gesundheitsbereich aktiv anzugehen: „Um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen ist es unabdingbar, konkurrenzfähige Einkommensbedingungen zu schaffen. Mit Idealismus allein können sich junge Menschen keine Existenz aufbauen.“ Ein spürbares Lohnplus, höhere Zulagen für ungünstige Arbeitszeiten, flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine soziale Komponente in der Bezahlung seien erste, notwendige Schritte. „Darüber hinaus wünschen sich die Kolleginnen und Kollegen mehr politische und gesellschaftliche Wertschätzung“, bekräftigte Schnepel.

Hintergrund:

Bei den dbb Branchentagen diskutieren die Beschäftigten mit den Vertretern des dbb und seiner Mitgliedsgewerkschaften über die Forderungen zur anstehenden Einkommensrunde mit Bund und Kommunen. Vom Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen (TVöD) sind insgesamt etwa 2,6 Millionen Beschäftigte betroffen: 163.000 Arbeitnehmer des Bundes und 2,3 Millionen Arbeitnehmer der Kommunen, für die der TVöD direkte Auswirkungen hat, sowie 344.000 Bundesbeamte und Anwärter des Bundes, auf die der Tarifabschluss übertragen werden soll, um den Gleichklang der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung im öffentlichen Dienst zu gewährleisten. Die wirkungsgleiche Übertragung betrifft nur die Bundesbeamten, da die Kommunalbeamten nach den jeweiligen Landesgesetzen besoldet werden.

 

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