dbb frauen
Gender Pay Gap: Arbeitgebende müssen dringend handeln
Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass Frauen im Jahr 2023 in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger verdienten als Männer. Diese Lücke gehört geschlossen.
Michaela Neersen, stellvertretende Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, kritisiert am 18. Januar 2024 den anhaltenden Lohnunterschied: „Trotz des Fortschritts in vielen Bereichen der Gleichstellung bleibt der unbereinigte Gender Pay Gap unverändert. Politik und Arbeitgebende müssen jetzt dringend handeln, wenn wir echte Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt erreichen wollen. Das erfordert konkrete Maßnahmen, um Berufe, in denen vorwiegend Frauen tätig sind, aufzuwerten und Frauen den Zugang zu höher bezahlten Positionen zu erleichtern.“
Ein wesentlicher Teil der Verdienstlücke sei darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten und häufiger in Teilzeit oder geringfügiger beschäftigt seien, erklärt Neersen. „Die dbb frauen setzen sich schon lange für mehr Frauen in Führungspositionen ein. Der öffentliche Dienst soll dabei ein Vorbild für die Privatwirtschaft sein.“ Erst einen Tag zuvor hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Zahlen veröffentlicht, wonach die Vorstände der 200 umsatzstärksten Unternehmen nur zu rund 18 Prozent von Frauen besetzt waren.
Im öffentlichen Dienst wie in der Privatwirtschaft spielten Tarifverträge eine wichtige Rolle bei der Förderung von Gerechtigkeit und Transparenz in der Bezahlung, macht Neersen deutlich. „Doch auch sie stoßen an ihre Grenzen, wenn es um die tieferliegende Frage der Gleichwertigkeit von Arbeit geht. Sie standardisieren zwar Gehälter und Arbeitsbedingungen, können aber die historisch gewachsenen Wertvorstellungen über 'Frauenberufe' und 'Männerberufe' nicht alleine überwinden. Es bedarf eines umfassenden kulturellen Wandels, um die tief sitzenden Vorurteile und Strukturen, die zu Ungleichheiten führen, zu beseitigen.“
Die dbb frauen betonen die Notwendigkeit, Berufe im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen aufzuwerten, um eine echte Gleichwertigkeit der Arbeit von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst zu erreichen. Neersen: „Eine Erzieherin, die tagtäglich die Verantwortung für die soziale und kognitive Entwicklung sowie das Wohlergehen von Kindern übernimmt, verdient oft weniger als viele andere Berufe im öffentlichen Dienst mit geringerer sozialer Verantwortung. Diese Diskrepanz in der Bezahlung zeigt, dass es noch viel zu tun gibt, um die monetäre Anerkennung dieser essenziellen Berufe an ihre gesellschaftliche Bedeutung anzupassen.“