dbb Chef Silberbach fordert mehr Initiative

Fachkräftemangel: Mehr in Attraktivität, Aus- und Weiterbildung investieren

Der öffentliche Dienst muss mehr tun, um Personal zu halten. Sonst droht nicht nur ein demografischer Personalrückgang, sondern auch ein Abwandern der jüngeren Beschäftigten.

80 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst können sich laut aktuellem „Bleibebarometer“ von Next:Public und Hertie School vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln – eine Zahl, die dbb Chef Ulrich Silberbach Anlass zur Sorge gibt: „Dass die Unzufriedenheit groß ist, ist uns bewusst, aber dass es so enorm ist, wiederum nicht“, sagt er im Interview mit der Zeitung „Das Parlament“ (Ausgabe vom 28. März 2022). „Im Kernbereich des öffentlichen Dienstes fehlen bereits jetzt 330.000 Menschen. Das bedeutet auch, dass die Arbeitsbelastung für alle absehbar immer weiter steigen wird. Die Menschen erkennen das, und gerade jene in der Altersgruppe der 35- bis 45-Jährigen ziehen dann eben in Erwägung, zu wechseln, bevor ein Wechsel aufgrund des höheren Alters eher schwieriger wird. Neben der demografischen Entwicklung kommt deshalb eine weitere Delle auf uns zu: Der vorhandene Mittelbau, auf den wir bislang zählen, denkt immer stärker darüber nach, den öffentlichen Dienst zu verlassen“, warnt der Bundesvorsitzende des gewerkschaftlichen Dachverbands. Insbesondere in den Bereichen Pflege, Sozial- und Erziehungsdienst sowie IT bestünden ganz erhebliche Personalbedarfe. „Was die Menschen in diesem Land nun spüren ist, dass der öffentliche Dienst auf Kante genäht wurde und auf Krisensituationen wie eine Pandemie nicht vorbereitet ist. Wir fordern nicht, Personalüberhänge zu produzieren, man kann sich auch nicht auf alle Szenarien vorbereiten. Aber dass ein öffentlicher Dienst leistungsfähig und aufgabengerecht mit Personal ausgestattet sein muss, sollte mittlerweile dem letzten Hinterbänkler klar sein“, macht er deutlich. 

Um Personal zu gewinnen und zu halten, müsse der Staat deutlich mehr tun, fordert Silberbach: Attraktivere Arbeitsbedingungen und konkrete Perspektiven inklusive verlässlicher und moderner Aus- und Weiterbildung. Als Beispiel führt Silberbach den IT-Bereich an: „Eigentlich ist das Interesse gerade bei Berufsanfängern groß, denn die Arbeit im öffentlichen Dienst ist sehr vielfältig. Aber ein großes Manko ist für viele dann einerseits die Bezahlung, ein anderer großer Punkt ist die Qualifizierung. Da hat der öffentliche Dienst einen großen Nachteil. Digitalisierung bedeutet permanenten Workflow. Wer sich nicht ständig aus- und weiterbildet, hat schnell den Anschluss verpasst. Da bieten wir Interessierten einfach nicht genügend Perspektive.“

Das vollständige Interview gibt es unter www.das-parlament.de .

 

 

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