VBB Frauen

Ernste Themen mit Humor vermittelt

Als das Thema ausgewählt wurde, konnte noch niemand wissen, wie hochaktuell es nach dem Aus der Ampel-Regierung, vorgezogener Wahlen und sehr viel „blau“ auf der Deutschlandkarte sein würde. Milanie Kreutz, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb Bundesfrauenvertretung, stellte in ihrer Eröffnungsrede noch einmal heraus, wie wichtig es gerade jetzt ist, die Frauenrechte in den Fokus zu setzen und dafür zu kämpfen.

Die Fachtagung war hervorragend organisiert. Im Foyer waren verschiedene Partner des dbb mit Ihren Ständen vertreten und sorgten bereits vor Beginn der Fachtagung für regen Austausch und Informationen.

Die Moderatorin und Journalistin Boussa Thiam aus Berlin, führte routiniert durch das Tagesprogramm.

Volker Geyer, stellvertretender dbb Bundesvorsitzender und Fachvorstand Tarifpolitik im dbb, ging vor seinem Grußwort in einer feurigen Rede auf das Thema Rentenversicherung für die Statusgruppe der Beamten ein. Der Vorschlag kam vor wenigen Tagen von Arbeitsministerin Bas. Herr Geier stellte in seiner üblichen wortgewandten Art heraus, weshalb der dbb strikt dagegen ist. Ein kleiner, aber wichtiger Aspekt davon war, dass u. a. der Arbeitgeberanteil gezahlt werden müsste und gerade in der unteren Besoldungsgruppen wegen des Eigenanteils (Lohnnebenkosten) eine Erhöhung der Besoldung erfolgen müsste.

Es folgten drei Impulsvorträge:

Der Erste kam von Johanna Niendorf vom Else-Frenkel-Institut für Demokratieforschung, über das Thema: „Die Bedrohung durch Antifeminismus und Autoritarismus“. Frau Niendorf veranschaulichte, was Antifeminismus bedeutet. Anhand einer durch das Institut geführten Meinungsumfrage zeigte sie auf, dass insbesondere im Osten des Landes der Frust und die Abneigung gegenüber Frauen, die für Gleichbehandlung kämpfen oder Misshandlungen durch Männer aufzeigen, wächst. Beispiel: bei der Aussage „Frauen übertreiben Ihre Schilderungen über sexualisierte Gewalt häufig, um Vorteile aus der Situation zu schlagen“, lag die Zustimmung im Osten letztes Jahr bei 32,2 %.

Der zweite Impulsvortrag kam von Herrn Professor Wolfgang Merkel, Politikwissenschaftler, WZB über das Thema: „Retten Parteiverbote die Demokratie? Die Fallstricke der wehrhaften Demokratie“. Besonders hervorzuheben ist, dass Herr Professor Merkel nur wenige Stunden vor der Tagung auf Grund einiger Absagen anderer vortragender Personen angefragt wurde und sofort bereit war, zu erscheinen und vorzutragen. Es war ein sehr interessanter Vortrag, bei dem zu spüren war, dass dort auf dem Podium jemand steht, der weiß, wie man das Auditorium in den Bann zieht. In seinem Vortrag ging es darum, ob es sinnvoll wäre, ein Parteiverbot gegen die gesamte AfD anzustreben oder eben besser nicht. Oder gegen Einzelpersonen, die bereits mehrfach negativ aufgefallen sind, weil sie sich in ihren Äußerungen offen demokratiefeindlich zeigten. Dies schaffte er, sehr locker und auch humorvoll darzulegen.

Der dritte Impulsvortrag von Frau Katharina Kaluza, Deutscher Frauenrat (DF) trug den Titel: „Die Auswirkungen von Antifeminismus: Demokratie-Empowerment als Gegenstrategie“. Hier war allein die Tatsache, dass es einen Verband als Lobby der Frauen in Deutschland gibt, der Dachverband für 62 Mitgliedsverbände und Vereine ist, interessant. Der DF hat als Schwerpunktthema und als Fachausschuss für den Zeitraum 2024-2026 das Thema gewählt: „Demokratie verteidigen. Antifeminismus konsequent entgegentreten. Demokratie unterstützen“. O-Ton: „Geschlechtergerechtigkeit, Antidiskriminierungs- und Gleichstellungspolitiken sind demokratische Grundwerte, die nicht zur Disposition stehen“.

Nach einer Mittagspause, in der reger Austausch und gemeinsame Fotos entstanden, kam ein weiteres Highlight in Form der Standup Comedian Freddi Gralle hinzu. Sie schaffte es in ihrer Performance „So tragisch, dass es Lustig ist-Wahlkampf in Deutschland“, echte Werbeplakate, die von der AfD im letzten Wahlkampf genutzt wurden, humorvoll zu kommentieren.

Abschluss war eine gemeinsame Fishbowl-Diskussion unter der Moderation von Frau Thiam mit allen vortragenden Personen und Gästen aus dem Publikum, die Fragen beitragen wollten. Konsens war: „Wer Frauenrechte einschränkt, schränkt Grundrechte ein- und bedroht damit das Fundament unserer offenen Gesellschaft.“ – Zitat Milanie Kreutz. Zitat, Volker Geyer: „Stärkung und Verteidigung von Frauenrechten sind ein hohes Gut und das Gebot der Stunde! Die Kolleginnen und Kollegen des öffentlichen Dienstes tun dies jeden Tag, an jedem Ort!“.

Es wurde auch darauf hingewiesen, dass es nicht darum geht, uns immer mit diesem Thema ins Licht rücken zu wollen und ständig kämpfen zu müssen, sondern vielmehr darum, auch Männer zu finden die die Realität sehen und mit dafür sorgen, dass es nicht mehr notwendig ist, täglich dafür zu kämpfen.

Der Spruch der Fachtagung:

"Don’t panic! – organize!"

Ein Artikel von Susanne Nißing, Bundesfrauenvertreterin VBB