• Arbeit im digitalen Zeitalter

Teilzeitarbeit

Ergebnisse statt Präsenzkultur: dbb frauen für neue Ära der Leistungsbeurteilung

Rund 24 Prozent der Teilzeitbeschäftigten haben laut Destatis ihre Arbeitszeit reduziert, um Angehörige zu betreuen - Frauen mit 29 Prozent wesentlich öfter als Männer (7 Prozent).

dbb frauen

 „Es ist unabdingbar, dass wir in unserer modernen Arbeitswelt die Türen für gleiche Karrierechancen sowohl für Teilzeit- als auch Vollzeitbeschäftigte weit öffnen“, machte Michaela Neersen, stellvertretende Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 16. Januar 2024 deutlich. „Dies erfordert einen Wandel weg von der Präsenzkultur hin zu einer ergebnisorientierten Kultur. Besonders im öffentlichen Dienst sollten wir ein Vorbild sein und zeigen, dass beruflicher Fortschritt und Erfolg nicht nur von der Arbeitszeit, sondern maßgeblich von Engagement und Leistung abhängen.“ Die dbb frauen setzen sich für gleiche berufliche Entwicklungschancen für Teil- und Vollzeitbeschäftigte ein. „Wir müssen Rahmenbedingungen in den Dienststellen und Behörden fördern, die Frauen und Männern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, so beispielsweise digitale Arbeitsformen wie mobile Arbeit und flexible Arbeitszeitmodelle“, plädierte Neersen. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes spiegeln nicht nur eine gesellschaftliche Realität wider, „sondern auch eine herausfordernde Dynamik im Berufsleben, die wir anerkennen und unterstützen müssen“, so Neersen. 

Dennoch bringe die Teilzeitarbeit finanzielle Schwierigkeiten im Alter mit sich, erklärte Neersen: „Frauen, die viel in Teilzeit arbeiten, haben einen geringeren Erwerbszeitraum und dadurch einen geringeren Rentenanspruch.“ Die Altersarmut unter Frauen, insbesondere Alleinerziehenden und geschiedenen Frauen, sei ein stilles, aber wachsendes Problem. „Leider ist diese Entwicklung eine direkte Folge von Teilzeitarbeit und Karrieren, die aufgrund von Lebensphasen und Angehörigenbetreuung unterbrochen wurden. Das dürfen wir nicht länger ignorieren." Zur Lösung dieses Problems seien auch die Männer gefragt: „Frauen leisten im Schnitt 1,5 Stunden mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer - das ist der sogenannte ‘Gender Care Gap’. Indem Männer mehr Verantwortung in der Betreuung übernehmen, können wir diesen Druck von den Schultern der Frauen nehmen. Das hätte nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitsverteilung, sondern auch langfristige positive Effekte auf die Altersvorsorge von Frauen”, erläuterte Neersen. 

 

Führen in Teilzeit 

Neersen weiter: „Führen in Teilzeit, sei es durch Jobsharing, Topsharing oder andere flexible Modelle, ist kein vages Zukunftsszenario mehr, sondern eine Notwendigkeit der Gegenwart. Wir müssen diese innovativen Arbeitsmodelle aktiv fördern, um zu zeigen, dass Verantwortung und Führungsrollen nicht an traditionelle Vollzeitstrukturen gebunden sind. Durch diese Flexibilität eröffnen wir nicht nur neue Karrierewege, sondern stärken auch die Diversität und Kreativität in Führungspositionen.“ Die dbb frauen haben gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Modellprojekt „Führen in Teilzeit“ gestartet. Jetzt seien die Arbeitgebenden am Zug. „Arbeitgebende müssen die traditionellen Beurteilungssysteme im öffentlichen Dienst überdenken. „Eine gerechte und faire Bewertung im Arbeitsumfeld kann nur durch ein geschlechtergerechtes Beurteilungssystem erreicht werden. Es ist höchste Zeit, dass wir die Leistungen von Frauen und Männern gleichermaßen würdigen, ohne durch traditionelle Arbeitszeitmodelle oder Rollenstereotype beeinträchtigt zu werden. Eine moderne und gerechte Beurteilung muss die Vielfalt der Erwerbsbiografien und die unterschiedlichen Formen beruflicher Leistung anerkennen.“ 

Hintergrund 

Das Statistische Bundesamt hat am 16. Januar 2024 Zahlen zur Teilzeitarbeit in Deutschland veröffentlicht. Demnach arbeiteten im Jahr 2022 24 Prozent der Teilzeitbeschäftigten in reduziertem Umfang, um Kinder, Menschen mit Behinderungen oder pflegebedürftige Personen zu betreuen. Die Übernahme der Betreuung geschah in ca. zwei Drittel der Fälle auf eigenen Wunsch.  

 

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