Equal Pay Day: Lühmann für echte Gleichberechtigung
„Jahr für Jahr zeigt der europäische Equal Pay Day die Benachteiligung der Frauen in der Arbeitswelt Europas. Jahr für Jahr wird auch Besserung gelobt. Doch wenn die Entwicklung in derselben Geschwindigkeit weitergeht, wird es noch mehrere Generationen dauern, bis das Ziel gleicher Bezahlung endlich erreicht ist“, sagte Kirsten Lühmann anlässlich des diesjährigen europäischen Equal Pay Day am 28. Februar in Berlin. 59 Tage, gerechnet vom Jahresbeginn, müssten Frauen dieses Jahr statistisch betrachtet mehr arbeiten, um auf dasselbe Gehaltsniveau wie Männer zu kommen.
„Der Grundsatz der gleichen Bezahlung für Männer und Frauen ist schon seit 1957 Bestandteil der Römischen Verträge und aller Folgeabkommen. Augenscheinlich ist trotzdem sehr wenig passiert“, bekräftigt die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Präsidentin der CESI Frauenrechtskommission FEMM deshalb ihre Forderung nach weiteren gesetzlichen Regelungen. So müssten in den meisten Ländern Europas noch die Frauen, die sich auf das Antidiskriminierungsgesetz berufen, beweisen, dass ihr Lohn diskriminierend ist. „Wie sollen sie das tun, wenn, wie leider noch oft der Fall, kein Tarifvertrag besteht oder die Lohn- und Gehaltsstrukturen unter das Betriebsgeheimnis fällt? Hier haben sie keine Chance“, so Lühmann. Sie fordert deshalb eine Umkehr der Beweislast. „Dann müssten die Arbeitgebenden – denen alle Daten dazu zur Verfügung stehen – nachweisen, dass sie den Grundsatz von Equal Pay einhalten. Das wäre der richtige Weg.“
Durchschnittlich verdienen Frauen in Europa 16,2 Prozent weniger als Männer. Besonders vorbildlich sind nach aktuellen Zahlen der Europäischen Kommission Slowenien, Polen und Italien, wo der Unterschied in der Bezahlung nur zwischen einem und fünf Prozent beträgt. Schlusslichter sind Deutschland mit 22,3, Österreich mit 24 und Estland mit 27,7 Prozent. Insgesamt ist der leicht gesunkene Abstand – zuletzt lag er bei etwa 17 Prozent – eher auf sinkende Gehälter der Männer, als auf steigende der Frauen zurückzuführen. „Ohne einen generellen Mentalitätswandel wird sich die Situation nicht bessern. Die Arbeit von Frauen wird nach wie vor nicht in jedem Fall genauso gewürdigt, wie die von Männern“, so die FEMM-Präsidentin. Ohne staatliche Intervention sei dieses Umdenken allerdings nicht zu bewältigen.