dbb frauen, dbb jugend, dbb senioren
Ehrenamtliches Engagement: Mehr passgenaue Förderung erforderlich
Zum Internationalen Tag des Ehrenamtes haben dbb frauen, dbb jugend und dbb senioren eine passgenauere Unterstützung und mehr Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement unterschiedlicher Personengruppen gefordert.
„Damit mehr Frauen ein politisches oder gewerkschaftliches Ehrenamt wahrnehmen können, müssen die Rahmenbedingungen an weibliche Lebensrealitäten angeglichen werden“, sagte die dbb frauen Chefin Milanie Kreutz „Gleichstellung in der Politik ist noch längst nicht erreicht. Bürgermeisterinnen zum Beispiel muss man mit der Lupe suchen – nicht einmal jedes dritte Mandat in der Kommunalvertretung ist mit einer Frau besetzt. Im Bundestag sind mittlerweile zwar mehr weibliche Abgeordnete als in der letzten Legislaturperiode vertreten, aber immer noch etwas weniger als 35 Prozent. Das zeigt, dass wir noch mehr tun müssen, um Frauen den Weg ins politische Ehrenamt zu erleichtern. Schließlich beginnt ehrenamtliches Engagement weit vor dem Mandat.“
Frauen Mut zuzusprechen, sich für verantwortungsvolle Ämter zu bewerben, reiche jedoch nicht aus, mahnte Kreutz. „Allem voran müssen Vorurteile gegenüber Frauen im Amt abgebaut werden. Fragen wie ‚Schaffst du das als Mutter?‘ oder ‚Traust du dir das auch wirklich zu?‘ wollen Frauen in Politik und Gewerkschaft nicht mehr gestellt bekommen“, so die dbb frauen Vorsitzende. Gefragt seien insbesondere die Amtstragenden selbst, kritisch zu prüfen, inwieweit sich Ansprache, Teilhabemöglichkeiten, Mitgliederwerbung, Wahlmodi, Nominierungsverfahren, Umgangsformen, Hierarchiedenken und Sitzungsverhalten geschlechterdiskriminierend innerhalb der eigenen Organisation auswirkten. Aber auch der Gesetzgeber habe noch Spielräume, um gerade Frauen den Schritt ins politische Ehrenamt zu erleichtern, betonte Kreutz: „Dazu zählt zum Beispiel die Ausweitung von gesetzlichen Freistellungsmöglichkeiten, rentenrechtliche Anerkennung oder steuerrechtliche Ausnahmeregelungen zur besseren Wertschätzung dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben des Ehrenamtes. Nicht zu vergessen ist die Förderung einer familienfreundlichen Arbeitskultur, die das Verständnis der fairen Teilung von Sorgetätigkeiten voraussetzt. Frauen übernehmen weiterhin durchschnittlich 52 Prozent mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Da bleiben am Tag auch weniger Stunden fürs Ehrenamt übrig.“
Junge Menschen wollen sich natürlich ebenso ehrenamtlich engagieren. Damit sie das auch langfristig tun können, brauchen sie vor allem bessere Freistellungsmöglichkeiten, fordert die dbb jugend. „Das Ehrenamt ist eine wichtige Säule unserer Gesellschaft. Und gerade jetzt, inmitten der Corona-Pandemie, zeigt sich sehr deutlich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist. Sei es die Organisation von Impfaktionen, die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten von Erkrankten in der häuslichen Quarantäne oder einfach die Aufrechterhaltung von Freizeitangeboten auch in digitalen Zeiten: Ohne das Ehrenamt wäre das alles nicht möglich“, betonte dbb jugend Chefin Karoline Herrmann.
Vor allem junge Menschen hätten daran einen großen Anteil, dafür verdienten sie Anerkennung und Wertschätzung. „Dass sich junge Menschen ehrenamtlich einbringen wollen, steht außer Frage. Damit sie dies aber auch in vollem Umfang tun können, benötigen sie ein modernes Umfeld und attraktive Rahmenbedingungen“, stellte Herrmann heraus. Vor allem nach dem Einstieg ins Berufsleben und in der Familienphase gingen viele junge Menschen dem Ehrenamt verloren, schlicht, weil ihnen die Zeit fehle, sich weiterhin zu engagieren. Gerade für diese Lebensphasen seien Konzepte gefragt. „Hier muss die Politik ansetzen und dafür Sorge tragen, dass sich noch mehr junge Menschen freiwillig für soziale oder gewerkschaftliche Zwecke engagieren. Dazu gehören zum einen bessere Freistellungsmöglichkeiten, aber auch steuerliche Anreize beispielsweise durch die Aufnahme des gewerkschaftlichen Ehrenamts in die Steuerbefreiungstatbestände des Einkommensteuergesetzes. Diese Aspekte müssen dringend in das von der künftigen Regierungskoalition angekündigte Ehrenamtskonzept Eingang finden“, forderte die dbbj Chefin.
Als engagiert und unentbehrlich für die Gesellschaft hat der Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung Horst Günther Klitzing die ältere Generation zum internationalen Tag des Ehrenamtes gewürdigt.
„Seniorinnen und Senioren werden für hohe Kosten in Alterssicherung und Pflege verantwortlich gemacht. Darüber wird der unbezahlbare Beitrag, den sie im Ehrenamt für Vereine, soziale Einrichtungen, Bildung, Kinderbetreuung sowie in Feuerwehren und Rettungsdiensten leisten, gern vergessen.“ Das entlaste nicht nur die Haushalte von Ländern und Kommunen. „Das Ehrenamt zeichnet sich dadurch aus, dass es mit Herz für die Menschen und die Sache ausgefüllt wird. Das verdient höchsten Respekt und Dank.“
Aktuellen statistischen Erhebungen zur Folge sei die Mehrheit der rund 16 Millionen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in Deutschland im Jahr 2020 über 50 Jahre alt gewesen, knapp ein Fünftel sogar 70 Jahre und älter. Auch im dbb setzten sich Senioren für die Rechte und Anliegen der älteren Generation ein: „Für digitale oder gesellschaftliche Teilhabe, Gesundheit, Pflege, Rente, Pension, Wohnen oder öffentliche Mobilität geben wir der älteren Generation eine Stimme gegenüber Politik, Wirtschaft und Verwaltung, um Gegenwart und Zukunft nachhaltig und lebenswert zu gestalten“, so Klitzing.