Deutscher Philologenverband (DPhV)Datenbasierte Steuerung und Entwicklung von Schulen statt bloßer Lernstandserhebung
Anlässlich der Bildungsministerkonferenz am 18. Dezember 2025 fordert der DPhV, bei der Umsetzung einer datenbasierten Steuerung und Entwicklung von Schulen drei zentrale Punkte in den Fokus der politischen Debatte zu stellen: Zielklarheit, Rollenklarheit, Ressourcenklarheit!
Das Ziel einer solchen Steuerung müsse die verstärkte Leistungsförderung der Schülerinnen und Schüler im Schulwesen sein. Die Rolle der Bildungsministerien der Länder dürfe nicht darin bestehen, immer mehr Daten von Schulen zu fordern, um lediglich ein Mehr an Lernstandserhebungen und Lernverläufen anzuhäufen. Vielmehr müssen sie für die Schulen ein differenziertes Angebot an datensparsamen, nutzerorientierten Rückmelde- und Förderformaten bereitstellen, das direkt von den Lehrkräften für die Förderung der Schülerinnen und Schülern genutzt werden kann.
Die Länder müssen für eine höhere Qualitätsentwicklung im Bildungswesen die notwendigen Ressourcen bereitstellen, um Zusatzbelastungen für Schulleitungen und Lehrkräfte zu vermeiden, vorhandene Überbeanspruchung zu senken und neue Funktionsstellen zu schaffen.
Deutschland hat ein zunehmendes Problem mit nachlassenden Schülerleistungen: Zu viele Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss, der Bildungserfolg hängt nach wie vor zu stark von der sozialen Herkunft ab, die anspruchsvolle Leistungsforderung und -förderung muss ernster genommen werden. Bildungspolitische Maßnahmen der Länder müssen vom Dienstherrn selbst stärker an der konkreten individuellen Leistungsförderung der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet werden. Förderformate, die auf bereits bestehenden und kontinuierlich weiter erhobenen Daten basieren, sollten nicht ständig von Lehrkräften neu entwickelt werden müssen. Stattdessen sollten sie ihnen auf Grundlage von empirischen Erkenntnissen bereits aufbereitet zur Verfügung stehen, damit eine systematische Qualitätsförderung im Schulwesen besser gelingen kann.
DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing: „Zentrale Datenerhebungen dürfen nicht länger Selbstzweck sein und ihre Nutzung den Lehrkräften als kreative Übung übergeben werden. Sie müssen strukturell und unmittelbar mit praktisch nutzbaren Vorschlägen für konkrete Fördermaßnahmen verbunden sein, die tatsächlich bei den Schülerinnen und Schülern ankommen. Die Bildungsministerkonferenz sowie die einzelnen Bildungsministerinnen und -minister – also die Dienstherrn der Lehrkräfte – müssen vor Beginn weiterer einzelner Länderinitiativen Antworten auf folgende Fragen geben können: Was muss datensparsam für eine passgenaue Förderung erhoben werden? Was passiert durch den Dienstherrn nach der Datenerhebung? Mit welchen strukturell angebotenen Formaten kann konkret gefördert werden? Welche Art von dafür erforderlicher funktionierender IT-Infrastruktur und -wartung muss dafür vorgehalten werden und wie wird diese kontinuierlich finanziert? In welchem Zusammenhang dürfen eine mögliche Schüler-ID, die im Rahmen einer datenbasierten Steuerung diskutiert wird, und eine Bürger-ID (jetzt: Deutschland-ID) überhaupt stehen? “
Im Vorfeld der 6. Bildungsministerkonferenz appelliert der Deutsche Philologenverband daher an die Bildungspolitiker, den politischen und rechtlichen Orientierungsrahmen sowie die nötigen Ressourcen vorab zu klären und Lernende und Lehrende in den Mittelpunkt kluger Maßnahmen zu stellen. „Nur so kann es gelingen, die Bildungsergebnisse in Deutschland nachhaltig zu verbessern“, so Lin-Klitzing.

