Niedersachsen
Bildungsverbände blicken mit Sorge auf das kommende Schuljahr
Die Bildungsverbände im Niedersächsischen Beamtenbund und Tarifunion (NBB) blicken an-gesichts der aktuellen Entwicklungen der Pandemie mit Sorge auf das kommende Schuljahr.
Die Ende August durch die Landesregierung vorgestellte neue Corona-Verordnung hat sich vom bisher geltenden Stufenplan verabschiedet. Die Bildungsverbände im NBB, der Philologenverband Niedersachsen (PHVN), der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL), der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Verband für Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN) und der Berufsschullehrerverband Niedersachsen (BLVN) sehen darin einen radikalen Systemwechsel, dessen Auswirkungen auf die Schulen noch nicht klar absehbar sind.
Nach Bewertung der Bildungsverbände und des NBB ist die Abkehr vom Stufenmodell und Einführung der 3G-Regel, angesichts der veränderten Pandemielage, grundsätzlich zu begrüßen. Gleichzeitig wird aber nachdrücklich eine einheitliche Vorgehensweise sowohl bei den regionalen Gesundheitsämtern in Niedersachsen als auch auf Bundesebene angemahnt. So dürfe die Corona-Verordnung in Bezug auf Schule nicht zu einem Flickenteppich von Willkürmaßnahmen einzelner Gesundheitsämter für Quarantäne-Fälle und besondere Auflagen führen. Aus diesem Grunde wird seitens der Bildungsverbände ein transparenter Kriterienkatalog eingefordert, der durch die Kultusministerkonferenz möglichst umgehend harmonisiert werden müsse.
Darüber hinaus halten die Bildungsverbände den Weg, maximale Präsenz bei maximaler Sicherheit zu erreichen, für grundsätzlich richtig und unterstützen in diesem Punkt die Leitlinien der Landesregierung. Insbesondere das vereinbarte „Sicherheitsnetz“ in den ersten Schulwochen (Maskenpflicht, verstärkte und regelmäßige Testungen, schnelle und gezielte Quarantänemaßnahmen, Vermeidung unnötiger Kontakte), um mit Augenmaß und Vorsicht den Unterricht aufzunehmen, wird ausdrücklich begrüßt.
Deutliche Kritik üben die Bildungsverbände aber weiterhin an den Absichtserklärungen und nicht erfüllten Ankündigungen des Kultusministeriums aus, vornehmlich zur Beschaffung geeigneter Schutzvorrichtungen. So gehöre zum maximalen Infektionsschutz auch weiterhin die Möglichkeit zum Einsatz von Luftfilteranlagen in Schulen. Doch dieses politische Versprechen erweise sich zunehmend als „Luftnummer“, da bisher nur wenige Schulen diese Geräte erhalten und aufstellen konnten.
Für einen entscheidenden Weg in der Pandemiebekämpfung halten die Bildungsverbände jedoch vor allem das Ziel, auch Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren die Impfung zugänglich zu machen. Nur eine erhöhte freiwillige Impfbereitschaft, die vor allem durch eine vermehrte Information und Aufklärung der Eltern erreicht werden kann, führe auch zu einer erhöhten Sicherheit. Dabei muss jedoch nach übereinstimmender Auffassung auch die Voraussetzung der Freiwilligkeit gewahrt bleiben.
Ein weiterhin großes Problem bestehe nach übereinstimmender Auffassung aller Bildungsverbände nach wie vor im akuten Lehrermangel, der sich mit dem Ergebnis schlechter Unterrichtversorgung auch auf das kommende Schuljahr wieder massiv auswirken wird. So nehme der Mangel an Fachkräften, insbesondere im Grundschulbereich und in den SEK-I-Schulen, weiterhin dramatisch zu. Nach wie vor sei eine Vielzahl der benötigten Stellen nicht besetzt.
So fordern die Bildungsverbände umgehend längerfristig flankierende Maßnahmen um diesem Problem endlich zu begegnen. Hierzu gehören Programme zur Gewinnung weiterer Lehrkräfte durch attraktive Nachwuchsgewinnung, mehr Unterstützungspersonal durch Aufstockung der multiprofessionellen Teams, dauerhafte Fördermaßnahmen und finanzielle Unterstützung Benachteiligter. Abschließend erneuern die Bildungsverbände im NBB ihre klare Forderung, die Ausstattung mit digitalen Medien für alle Schulformen endlich zu forcieren, sowie Konzepte zum digitalen Unterricht und Homeschooling verbindlich mit einheitlichen Standards für alle Schulformen zu entwickeln.