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9-Euro-Ticket: Ist der ÖPNV bereit für dauerhaft günstige Preise?

Am 24. August 2022 diskutierten dbb jugend Chef Matthäus Fandrejewski und der stellvertretende Vorsitzende Claudio Albrecht auf Instagram über das 9-Euro-Ticket und dessen Zukunft.

In den ersten zwei Monaten seiner Laufzeit wurde das 9-Euro-Ticket insgesamt 38 Millionen Mal verkauft. Zusätzlich wurden 10 Millionen Menschen mit bestehendem ÖPNV-Abonnement finanziell entlastet. „Die Bürgerinnen und Bürger wollen einen bezahlbareren ÖPNV“, hielt Matthäus Fandrejewski fest. Ein positiver Effekt auf die Umwelt blieb zwar aus, da viele Pendlerinnen und Pendler weiter mit dem Auto fuhren. Doch Fandrejewski lobte den Aspekt der sozialen Teilhabe: „Der Grundtenor war, dass Bürgerinnen und Bürger entlastet werden. Das bedeutet auch, dass sie mal Ausflüge machen oder in den Urlaub fahren können.“

Claudio Albrecht, Lokführer und Mitglied der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), kritisierte, dass der soziale Aspekt des 9-Euro-Tickes nur eindimensional gedacht worden sei: Das Ticket sei in Städten beliebt und tatsächlich nutzbar, doch die ÖPNV-Infrastruktur auf dem Land sei so mangelhaft, dass das Ticket dort kaum ankäme, weil seine Nutzbarkeit überhaupt nicht gegeben sei. Die unzureichende Infrastruktur sei „Knackpunkt“ in der Debatte über einen günstigeren ÖPNV und die Verkehrswende: „Wir haben weder ordentliche Fahrzeuge noch genug Personal. Die Kolleginnen und Kollegen im Eisenbahnsektor gehen auf dem Zahnfleisch.“ Erst wenn diese Problematiken gelöst seien, könnten die Verkehrsbetriebe ernsthaft über eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket nachdenken.

Matthäus Fandrejewski und Claudio Albrecht zeigten sich einig: Der zweite Schritt sollte nicht vor dem ersten gemacht werden. Voraussetzung dafür, dass der ÖPNV vermehrt genutzt wird, sind nicht nur günstige Preise – er muss auch funktionieren. Investitionen in den Ausbau von Schiene, Personal und Frequenz seien deshalb unabdingbar.

 

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