Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)
Zustellung der Deutschen Post vor dem Kollaps
„Wenn die Deutsche Post nicht zeitnah ihre Unternehmens- und Personalpolitik grundlegend ändert, droht im Bereich Zustellung schon bald der Kollaps, spätestens in der Weihnachtszeit. Die Beschäftigten laufen schon seit Langem auf dem Zahnfleisch und verlassen in Massen das Unternehmen. Das kann und darf so nicht weitergehen. Wir brauchen deutlich mehr Personal und die hohe Arbeitsbelastung muss spürbar reduziert werden!“ Das sagte die DPVKOM-Bundesvorsitzende Christina Dahlhaus im Vorfeld des Tages des Zustellers am 6. Juni 2025.
Angaben der Deutschen Post zufolge haben im vergangenen Jahr rund 2.000 Beschäftigte im Monat (!) dem Unternehmen den Rücken gekehrt. Der allergrößte Teil davon war im Bereich der Zustellung tätig. Insbesondere lebensältere und erfahrene Beschäftigte können schlichtweg nicht mehr. Die körperlichen, aber auch psychischen Belastungen durch den zunehmenden Arbeitsdruck machen viele krank. Neben dem nach wie vor hohen Krankenstand kommen familienfeindliche Arbeitszeiten on top. Feste Zeiten für Familie, Freunde und Freizeitaktivitäten gibt es immer seltener, da der Arbeitgeber jederzeit Überzeitarbeit anordnen kann. Dahlhaus weiter: „Zusteller zu sein, ist ein Knochenjob, bei dem die Belastung nicht nur aufgrund der bis zu 31,5 Kilogramm schweren Pakete und der nach wie vor hohen Sendungsmengen immer weiter zunimmt. Die Arbeit eines Zustellers beinhaltet leider auch immer weniger Wertschätzung und Respekt vonseiten des Arbeitgebers oder auch der Kunden. Dabei ist dies ein ehrenwerter Beruf, der dazu beiträgt, das Land am Laufen zu halten.“
So kommt es immer wieder vor, dass Zusteller der Deutschen Post ihre Zustelltour abbrechen müssen, weil die Arbeitsmenge in der in den Dienstplänen festgelegten täglichen Arbeitszeit auf der Basis der 38,5-Stundenwoche nicht zu bewältigen ist. Selbst die tägliche Höchstarbeitszeitgrenze von 10 Stunden und 45 Minuten reicht oftmals nicht aus, um alle Briefe und Pakete zuzustellen.
Solange diese Arbeitsbedingungen im Unternehmen vorherrschen, werden sich die Menschen hierzulande auf Einschränkungen bei der Zustellung von Brief- und Paketsendungen einstellen müssen. Daran ändern auch die längeren Brieflaufzeiten nichts, die durch die Novellierung des Postgesetzes ermöglicht wurden. Die Arbeitsmenge ist ja nach wie vor vorhanden. Und die von der Deutschen Post forcierte Ausweitung der Verbundzustellung, bei der sowohl Briefe als auch Pakete zugestellt werden müssen, wird die körperliche Belastung der Zusteller noch einmal verstärken. „Ohne Einstellungsoffensive, ohne planbare Arbeitszeiten mit festen freien Wochenenden, ohne eine generelle Zwei-Mann-Zustellung bei Paketen ab einem Gewicht von 20 Kilo-gramm wird sich an der Situation nichts ändern. Im Gegenteil: Sie spitzt sich noch weiter zu! Die Leidtragenden dieser verfehlten Politik sind wieder einmal die Beschäftigten“, so Dahlhaus.
Mit dem Tag des Zustellers am 6. Juni – dem Gründungstag der vor 135 Jahren gegründeten Fachgewerkschaft – will die DPVKOM auf die Arbeitssituation der Zustellerinnen und Zusteller der Deutschen Post aufmerksam machen. Gleichzeitig soll den Beschäftigten an diesem Tag die Wertschätzung zuteilwerden, die viele von ihrem Arbeitgeber oft vermissen.