Thomas RöwekampZivile und militärische Aufgaben müssen klar getrennt bleiben
Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, fordert bei einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht eine effiziente zivile Verwaltungsstruktur.
Im Interview mit dem dbb magazin betont Röwekamp, dass Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit im Zuge der verschärften Sicherheitslage und der sich verändernden Bedrohungen, insbesondere durch russische Aggressionen und hybride Angriffe, stärken muss – und das nicht nur auf militärischer Ebene.
Die Diskussion um die Wiedereinführung einer Dienstpflicht sei untrennbar mit dem Aufbau leistungsfähiger ziviler Verwaltungsstrukturen verbunden. Röwekamp erklärt: „Wir brauchen ein bundesweites, digital gestütztes Verfahren und regionale Kapazitäten, die heute nicht mehr existieren. Die Bundesregierung muss eigenständige zivile Verwaltungsstrukturen aufbauen, um keine militärischen Ressourcen für zivile Aufgaben zu verwenden.“ Eine klare Trennung zwischen militärischen und zivilen Aufgaben sei entscheidend, damit die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr nicht gefährdet wird.
Neben der Wiedereinführung der Wehrpflicht stellt Röwekamp auch den Personalbedarf in der zivilen Verwaltung der Bundeswehr heraus. Derzeit sind nur etwa 80 bis 90 Prozent der Verwaltungs- und Technikjobs besetzt. In den kommenden Jahren droht zudem ein massiver Abgang von bis zu 20.000 Beschäftigten. Röwekamp fordert einen qualitativen und quantitativen Ausbau im zivilen Bereich. „Wir brauchen schnellere Einstellungsverfahren, eine bessere Ausbildung und mehr Karrierechancen für Fachkräfte“, sagt Röwekamp. Besonders im Bereich der IT und Technik sei eine frühzeitige Nachfolgeplanung erforderlich, um den personellen Engpässen entgegenzuwirken.
Ein weiteres Thema im Gespräch ist die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Entlastung der Bundeswehrverwaltung. Röwekamp sieht große Potenziale in der digitalen Transformation, warnt jedoch vor den Herausforderungen: „Wir brauchen verbindliche Regeln für den Einsatz von KI, und es muss sichergestellt werden, dass ausreichend qualifizierte Fachkräfte für die Installation, Überwachung und Kontrolle dieser Systeme zur Verfügung stehen.“


