VBE warnt: Einstellung von Seiteneinsteigern als Lehrkräfte wird „Dauerzustand“
„Der Lehrermangel hat Deutschland fest im Griff, weswegen immer mehr Seiteneinsteiger eingestellt werden. Was ursprünglich als Notlösung gedacht war, ist längst zum Dauerzustand geworden“, mahnte Udo Beckmann, der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), am 5. April 2017. Vereinzelt seien bereits die Hälfte der Neueinstellungen Seiteneinsteiger, zum Beispiel im Grundschulbereich in Sachsen. „Das Kernproblem ist, dass zunehmend Personal eingestellt werden muss, das gar nicht oder zumindest nicht ausreichend vorqualifiziert ist. Das wird noch nicht absehbare Folgen haben, denn Integration und Inklusion führen dazu, dass es in der Schule immer mehr Kinder gibt, die auf Personal mit besonders hoher pädagogischer Ausbildung angewiesen sind“, so der VBE-Chef.
Bei der Besetzung offener Stellen hätten Schulleitungen allerdings aufgrund des Lehrermangels oft keine Alternative. „Der Vorwurf geht an die Politik, die sich gerne hinter dem Mehrbedarf, der durch die Zuwanderung entstanden ist, versteckt. Fakt ist aber, dass die Politik jahrelang keine Vorsorge getroffen, sondern blind auf rückläufige Schülerzahlen gesetzt hat. Die Pensionierungswellen waren vorherzusehen, auch die durch Inklusion entstehenden personellen Anforderungen“, machte Beckmann deutlich.
Eine Herausforderung seien die Seiteneinsteiger auch für das vorhandene Personal, das sie in Mentoren-Programmen betreut, unterstützt und begleitet, bis sie in ihrem neuen Aufgabenfeld zurechtkommen. „Für die im System befindlichen Lehrkräfte bedeutet die vermehrte Einstellung von nichtpädagogischem Personal deshalb eine weitere Aufgabe, die in der Regel ohne zusätzliches Zeitkontingent einfach draufgesattelt wird. Die Politik schafft mit der Lösung Seiteneinstieg weitere Probleme. Ohne Gelingensbedingungen, wie Kooperationszeit für Lehrkräfte und Seiteneinsteiger sowie entsprechende Vorqualifikation wird es nicht gehen“, sagte der VBE-Chef, unterstrich aber gleichzeitig: „Damit ich nicht missverstanden werde: Wir haben vollen Respekt für alle Personen, die nicht pädagogisch vorqualifiziert sind und sich den Herausforderungen der Schule stellen wollen. Durch ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen in anderen Berufsfeldern können sie zudem durchaus einen Mehrwert für den Schulbereich bringen."