Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Öffentlicher Dienst ist Vorreiter bei Befristungen – dbb jugend: Weiterer Negativrekord
Deutschlands öffentlicher Dienst ist bei der Befristung neuer Arbeitsverträge Vorreiter. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg erfolgten im vergangenen Jahr in der öffentlichen Verwaltung 68 Prozent aller Neueinstellungen mit befristeten Arbeitsverträgen. Im Erziehungs- und Unterrichtswesen und im gemeinnützigen Bereich wurden je 67 Prozent der neuen Stellen befristet. Im Schnitt aller neuen Stellen waren es 45 Prozent. Nach der Studie wurden Frauen im vergangenen Jahr zu 49 Prozent, Männer zu 42 Prozent befristet eingestellt.
Relativ gering war der Anteil der Befristungen dagegen in der Informations- und Telekommunikationsbranche mit 15 Prozent, im Baugewerbe mit 23 Prozent und in der Finanz- und Versicherungsbranche mit 24 Prozent.
„Mit dieser aktuellen Statistik verbucht der öffentliche Dienst einen weiteren Negativrekord“, kritisierte Sandra Hennig, Vorsitzende der dbb jugend, in Berlin: „Der Magerkur durch massiven Stellenabbau um hunderttausende Beschäftigte folgt nun ein unkontrollierter Befristungsirrsinn, der unseren öffentlichen Dienst endgültig von einer hochprofessionellen Spitzentruppe in eine beliebige Laienspielschar zu degradieren droht.“ Die dbb jugend-Chefin warnte, dass die aktuelle Personalpolitik in den öffentlichen Diensten von Bund und Ländern „alles andere als die richtige Antwort auf die Herausforderungen ist, die uns der demografische Wandel einerseits und die schon heute desolate Altersstruktur im öffentlichen Sektor andererseits stellen“. Für derart schlechte, weil perspektivlose Arbeitsbedingungen werde sich der hochqualifizierte Nachwuchs kaum begeistern lassen, so Hennigs Befürchtung. „Die besten Köpfe gehen dorthin, wo sie willkommen sind und entsprechend ihrer Befähigung dauerhaft gut behandelt werden – und angesichts der derzeitigen Vorzeichen eben nicht in den öffentlichen Dienst.“
Die Vorsitzende der dbb jugend forderte einen umgehenden Stopp dieser Befristungspraxis im öffentlichen Dienst. „Die Übernahmegarantie für Auszubildende, die wir beim jüngsten Tarifabschluss mit Bund und Kommunen erstritten haben, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so Hennig. „Unbefristete Beschäftigung muss die Regel sein, nicht die Ausnahme.“