Branchentag Klinikum Dortmund

Krankenhaus-Beschäftigte warnen vor Kollaps im Gesundheitswesen

Dem Kranken- und Altenpflegesystem in Deutschland droht der Kollaps, wenn die Politik nicht zeitnah aufgabenangemessene Rahmenbedingungen schafft. Diese Befürchtung formulierten Beschäftigte des Klinikums Dortmund beim Branchentag „Gesundheitswesen“ am 1. Februar 2016 in Dortmund. Medizinisches Personal, Pflegekräfte und Verwaltungsmitarbeiter hatten sich eingefunden, um über ihre Erwartungen an die anstehende Einkommensrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen zu sprechen.

„Die verfehlte Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte hat Veränderungen nach sich gezogen, die weit am wirklichen Bedarf vorbeigehen. Die Auswirkungen auf sämtliche im Gesundheitswesen Beschäftigten, insbesondere in den pflegenden Berufen, sind mittlerweile nicht mehr zu tragen“, kritisierte Andreas Hemsing, stellvertretender Vorsitzender der dbb Bundestarifkommission und stellvertretender Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft. „Es wird mit dem Argument der knappen Kassen bewusst in Kauf genommen, dass eine adäquate Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nicht mehr stattfinden kann. Die Beschäftigten sollen einerseits hochqualifiziert, universell einsetzbar und grenzenlos belastbar sein, andererseits wird ihnen die entsprechende Anerkennung nicht zugestanden. Das zeigt sich beispielsweise in der geringen Entlohnung, geht weiter in Gestalt massiver Arbeitsverdichtung und mündet schließlich in Arbeitsbedingungen, die die Gesundheit der Beschäftigten enorm schädigen“, so Hemsing. Die täglichen Probleme der Beschäftigten im Gesundheitssystem ließen sich überwiegend auf den Personalmangel zurückführen. Der sei wiederum eine logische Folge eines „kranken“ Finanzierungssystems. Ohne Änderung des Systems drehe man sich weiter im Kreis – „die Verlierer dabei sind die Kollegen ebenso wie die Patienten. Unser Appell an die Politik lautet daher: Handelt endlich“, forderte Hemsing.

Michael Lenser, Vorsitzender des komba Ortsverbands Dortmund und der komba Betriebsgruppe am Klinikum Dortmund, ergänzte: „Immer mehr Dokumentation, sehr viel Organisationsarbeit, Ausgründungen, anhaltender Personalabbau und erheblich zu wenig Zeit für die Patienten – alles altbekannte Probleme und eine Zumutung für die Beschäftigten. Qualität und Quantität stehen in einem ganz gravierenden Missverhältnis, das ist keine adäquate Versorgung und Pflege mehr, sondern Massenabfertigung.“ Auch die Ausbildung junger Nachwuchskräfte leide erheblich, warnten die Dortmunder Klinikum-Beschäftigten. Zur richtigen Anleitung von Schülern bleibe keine Zeit, das sei gerade vor dem Hintergrund, dass sich ohnehin immer weniger junge Menschen für Berufe in der Pflege interessierten, fatal. „Attraktivere Arbeitsbedingungen müssen dem Berufsnachwuchs künftig wirklich Perspektiven bieten und sie für den Beruf begeistern“, lautete die einhellige Forderung mit Blick auf die Einkommensrunde.

 

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