Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst: dbb fordert mehr Engagement beim Schutz
Der Staat solle sich „unbedingt mehr einmischen beim Thema Gewalt gegen seine Be-schäftigten“, fordert der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt. „Wir sind besorgt über Entwicklungen, die sich geradezu epidemisch auszubreiten drohen“, sagte der dbb Chef mit Blick auf die aktuelle Kriminalstatistik beim Landesgewerkschaftstag des dbb sachsen-anhalt am 26. April 2017 in Wernigerode.
„Natürlich gibt es Aufgabengebiete, in denen der Umgang mit Kriminalität zum Job selbst gehört: Polizei, Justiz, Strafvollzug. Aber heute sind auch Schule, Finanzamt, Kommune, Eisenbahn, Straßenverkehrsdienst, Gerichtsvollzug, Krankenkasse oder Job-Center keine heile Welt mehr. Die Übergänge von verbaler zu physischer Gewalt sind fließend, Exzesse mit Todesfolge machen uns das von Zeit zu Zeit dramatisch bewusst“, so Dauderstädt. „Wir wollen nicht alle Verwaltungen zu Festungen ausbauen, nicht überall sind rote Alarmknöpfe unter dem Schreibtisch hilfreich, und Kurse zur Deeskalation machen zwar Sinn, lösen aber nicht jeden Konflikt mit dem unzufriedenen Bürger. Aber wir erwarten, dass Vorfälle nicht länger auf Druck von Vorgesetzten unter den Teppich gekehrt, dass bessere Schutzvorkehrungen baulicher oder personeller Art getroffen und auf jeden Fall die Beschäftigten mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen werden“, machte Dauderstädt deutlich. „Wenn jemand morgens mit Angst zur Arbeit geht, ist etwas nicht mehr in Ordnung in diesem Land.“
Der dbb Bundesvorsitzende kritisierte auch die seit Jahren mangelhafte Personalausstattung von Behörden und Verwaltungen: „Man kann vom öffentlichen Dienst viel verlangen, man darf ihn aber nicht überfordern.“ Aufgrund von Stellenbesetzungssperren, Nichtübernahme von fertig Ausgebildeten und strukturellen Veränderungen seien die Belegschaften „auf Kante genäht“. Die zwangsläufig folgende Überlastung führe wiederum zu Ausfällen – „Dienst- oder Arbeitsunfähigkeit, Berufskrankheiten und Frühpensionierungen erhöhen den Arbeitsdruck auf die vorhandenen Kollegen. Kommt keine rechtzeitige Verstärkung und Entlastung, rutschen auch die stabilsten in den Krankenstand und verstärken die Ausfall-Effekte geradezu exponentiell“, zeigte Dauderstädt auf. Der Staatsdienst müsse dieses Dilemma vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung mit der wachsenden Knappheit an Arbeitskräften schleunigst lösten, der öffentliche Dienst als Arbeitgeber deutlich attraktiver werden. Angezeigt seien passende Personal-Budgets und angemessene, dauerhaft verfügbare Personal-Kontingente sowie attraktive Einkommensbedingungen. „Auch die gesellschaftlich wertvollste Aufgabe verliert an Attraktivität, wenn die Bezahlung nicht stimmt“, mahnte der dbb Chef.