Europa: Gemeinsame Ausbildungsstandards für Berufe im öffentlichen Dienst gefordert
Andreas Hemsing, Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft, sieht Bedarf für mehr Zusammenarbeit in den Grenzregionen. „Der Fachkräftemangel gefährdet die flächendeckende Daseinsvorsorge. In den Grenzregionen können wir dem europäischen Arbeitsmarkt durch gemeinsame Ausbildungsstandards einen Schub geben.“
Hemsing denkt dabei vor allem an die Rekrutierung qualifizierter Pflegekräfte, aber auch an weitere Aufgaben des öffentlichen Diensts. „Die Engpässe sind längst da, und das wird perspektivisch nicht besser werden, es sei denn wir arbeiten enger mit unseren Nachbarn zusammen“, so der komba Bundesvorsitzende.
Nach wie vor gebe es zu viele Hindernisse für die Aufnahme einer Berufstätigkeit in einem anderen EU-Land. „Mehr Mobilität und Flexibilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt kann besonders in den Grenzregionen erprobt werden“, so Hemsing. Dazu brauche es digitale Arbeitsmarktplattformen, die länderübergreifend funktionieren. „Die Bundesländer dürfen nicht nur auf ihre jeweiligen europäischen Nachbarn schauen, sondern müssen eine bundesweite europataugliche Lösung suchen.“ Die europäische Arbeitsbehörde, die im Oktober ihre Arbeit aufnimmt, und das europäische EURES-Netzwerk zur Arbeitsvermittlung ins EU-Ausland seien wichtige Partner.
Um die Arbeitskräftemobilität innerhalb der Europäischen Union zu verbessern, spricht sich Hemsing für die Entwicklung gemeinsamer Ausbildungsstandards insbesondere für Berufe des öffentlichen Dienstes aus. „Allein in der Pflege brauchen wir im kommenden Jahrzehnt bis zu einer halben Million zusätzliche Fachkräfte. Das wird der deutsche Arbeitsmarkt allein nicht hergeben.“ Die laufenden Rekrutierungsprogramme etwa mit den EU-Beitrittsstaaten auf dem Westbalkan seien begrüßenswert, reichten aber allein nicht aus. Der komba-Chef macht unmissverständlich klar: „Es kann nicht nur um Quantität gehen. Wir brauchen dringend bessere Arbeitsbedingungen, vor allem im Gesundheitswesen. Der Pflegeberuf muss wieder attraktiver werden und auch die Beschäftigung im öffentlichen Dienst insgesamt konkurrenzfähig bleiben.“