EU-Gleichstellungsindex – Wildfeuer: Gleichstellung mit moderner Arbeitszeitpolitik voranbringen
Die Ungleichheit bei der Verteilung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Haushalts- und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen nimmt einer Erhebung des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) zufolge weiterhin zu. „Addiert man bezahlte und unbezahlte Arbeitsstunden arbeiten Frauen im Schnitt sechs Stunden mehr pro Woche als Männer“, kommentierte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, am 23. Oktober 2017 die Ergebnisse des kürzlich von der EIGE veröffentlichten EU-Gleichstellungsindexes.
„Das ist wertvolle Zeit, die den Frauen im Job fehlt, um sich weiterzubilden, wichtige berufliche Netzwerke zu pflegen und die nötigen Einkünfte zu erzielen, die sie im Alter ausreichend absichern. Auch in Deutschland müssen wir dieser Problematik dringend begegnen“, machte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung deutlich.
Deutschland als größte Volkswirtschaft der EU müsse hier mit gutem Vorbild vorangehen. „Die Arbeitgeber – öffentliche wie privatwirtschaftliche – sind ebenso gefragt wie die Bundes- und EU-Politik, sich für eine moderne Arbeitszeitpolitik einzusetzen, die die partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter Erwerbsarbeit und nicht bezahlter Arbeit im Haushalt fördert. Dazu gehören flexible Arbeitszeitarrangements, Ganztagsbetreuungsangebote für Kinder jeden Alters, Lebensarbeitszeitkonten, aber auch ein gesetzliches Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit“, forderte Wildfeuer.
Die Vorsitzende der CESI-Kommission für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM), Kirsten Lühmann, zeigte sich angesichts der langsamen Entwicklungen enttäuscht. „Der Index macht wieder einmal deutlich, wie viel Potenzial wir verschenken, indem wir Frauen nicht gleichberechtigt teilhaben lassen und sie die unbezahlte Haushalts- und Pflegearbeiten verrichten“, sagte Lühmann, die auch stellvertretende dbb Bundesvorsitzende ist. „Dass die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen Union sogar rückläufig sind, ist für mich inakzeptabel. Wir müssen noch ehrgeizigere Schritte unternehmen, damit in allen Lebensbereichen wirkliche und effektive Gleichstellungerreicht wird.“.
Nach dem EU-Gleichstellungsindex steigt die Beteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und den meisten EU-Mitgliedstaaten zwar stetig an, der Großteil der Haus- und Sorgearbeit schlägt sich jedoch weiterhin auf dem Arbeitszeitkonto der Frauen nieder. Demnach verbringt fast jede Frau, aber nur jeder dritte Mann in der EU eine oder mehr Stunden pro Tag mit Hausarbeit. Zudem haben Männer mehr Zeit für Sport-, Kultur- und Freizeitaktivitäten.