Erster Bundesgleichstellungsbericht beschlossen – Wildfeuer: Jetzt müssen Taten folgen!
Die dbb bundesfrauenvertretung hat konkrete Handlungsmaßnahmen zur Verbesserung der Gleichstellungspolitik in Deutschland gefordert. „Der Erste Bundesgleichstellungsbericht kann nur dann gleichstellungspolitische Wegmarke sein, wenn die darin formulierten Ziele auch umgesetzt werden. Es darf nicht bei bloßen Lippenbekenntnissen bleiben. Jetzt müssen auf die vielversprechenden Worte der Verantwortlichen auch Taten folgen“, sagte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 16. Juni 2011 anlässlich der Verabschiedung des Ersten Bundesgleichstellungsberichts durch das Bundeskabinett am Vortag.
Mit Blick auf die Situation weiblicher Beschäftigter im öffentlichen Dienst erneuerte Helene Wildfeuer ihre Forderung nach einem Ausgleich von geschlechterbedingten Verdienstunterschieden. „Um eine reale Aufwertung typischer Frauenberufe zu bewirken, müssen die Verdienstmöglichkeiten in Berufsfeldern wie Erziehung, Lehre und Krankenpflege verbessert werden. Gleichzeitig müssen berufstätige Frauen, die noch immer die Hauptlast der Familienarbeit tragen, durch den zügigen Ausbau der Kinderbetreuungsangebote und flexible Arbeitszeitmodelle entlastet werden,“ so Wildfeuer.
Aber auch die Beförderungspraxis in den Verwaltungen müsse auf den Prüfstand gestellt werden. „Die Leistung von Beschäftigten, die aufgrund ihrer Familie die Arbeitszeit reduzieren, wird bei der dienstlichen Beurteilung – das zeigt die Praxis – häufig geringer eingeschätzt als die von Vollzeittätigen. Da die überwiegende Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst aber weiblich ist, erfahren dadurch vor allem Frauen einen deutlichen Nachteil, wenn es um die Vergabe attraktiver Dienstposten geht“, so Wildfeuer. Deshalb müsse die Förderung der Gleichstellung am Arbeitsplatz dringend in die Leistungsbewertung von Führungskräften einbezogen werden. Obligatorische Genderkompetenzschulungen für Beschäftigte mit Führungsverantwortung sowie die Entwicklung eines unabhängigen Kontrollsystems der Beurteilungsroutinen seien dringend notwendige Maßnahmen, betonte die Vorsitzende.
Am 15. Juni hatte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Hermann Kues, die Verabschiedung des Ersten Bundesgleichstellungsberichts durch das Bundeskabinett als „Meilenstein“ bezeichnet. Das verabschiedete Papier umfasst neben dem Gutachten der unabhängigen Sachverständigenkommission "Neue Wege – gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf" auch eine vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verfasste Stellungnahme.