Zukunftskongress Staat & Verwaltung
Digitaler Wandel: Öffentlicher Dienst darf Zukunft nicht verschlafen
Einen „analogen Stillstand“ sieht dbb Vize Hans-Ulrich Benra auf den öffentlichen Dienst und dessen Funktionsfähigkeit zukommen, „wenn Dienstherrn und Arbeitgeber die Herausforderungen des digitalen und demografischen Wandels nicht endlich gemeinsam mit den Beschäftigten engagiert angehen.“
„Der öffentliche Dienst darf die Zukunft nicht verschlafen“, warnte der stellvertretende Bundesvorsitzende und Fachvorstand Beamtenpolitik des dbb anlässlich des „wegweiser Zukunftskongress Staat & Verwaltung“ am 20. Juni 2017 in Berlin.
„Der Staat wird die Folgen des demografischen Wandels in den kommenden Jahren spüren, nicht nur in der Alterung der Bevölkerung, sondern langfristig auch in einem absoluten Bevölkerungsrückgang. Die Konsequenzen für die Personalstruktur sind nicht zu unterschätzen. Mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte verlassen den Staatsdienst in den kommenden 20 Jahren altersbedingt. Wenn der Staat auch in Zukunft handlungsfähig bleiben soll, muss er sich also um den knapper werdenden qualifizierten Nachwuchs bemühen, und dieser Nachwuchs muss ihm im Sinne einer Investition auch etwas wert sein. Das beginnt mit der umfassenden Qualifizierung der Nachwuchskräfte und schließt die altersgerechte Fort- und Weiterbildung der berufs- und lebenserfahreneren Beschäftigten mit ein. Und dazu passt es nicht, dass vor allem jüngere Menschen bislang häufig mit befristeten Verträgen im öffentlichen Dienst konfrontiert sind, die ihnen keine Perspektive aufzeigen“, kritisierte Benra. Der dbb Vize lobte in diesem Zusammenhang erneut das Modell der demografievorsorgenden Stellenpolitik, das für den Bund eingeführt wurde: Dabei wird über den Bedarf eingestellt, um die zu erwartende hohe Anzahl von Altersabgängen aufzufangen und Erfahrungswissen weiterzugeben, indem die Aufgaben „gleitend“ übergeben werden.
Als weitere „Hürde, die der öffentliche Dienst nehmen muss“, bezeichnete der dbb Vize die Digitalisierung der Verwaltung. Von dieser habe man zwar bereits im letzten Jahrhundert „viel geredet, aber wenig ist geschehen“. Allein der Blick auf die jüngsten Verwerfungen bei den IT-gestützten Datenabgleichen zwischen Bundes- und Landesbehörden aus den Bereichen Sicherheit und Sozialleistungen zeige, „dass Staat und Verwaltungen die vorhandenen Möglichkeiten der Digitalisierung bei Weitem nicht nutzen, geschweige denn ausschöpfen“. Auch für die Beschäftigten sei das „analoge Verharren oftmals eine Zumutung: Die meisten wissen, was technisch möglich wäre, sind aber quasi von Amts wegen gezwungen, Ergebnisse unter diesem Limit zu liefern“, erklärte Benra. Gerade in Zeiten zunehmender Cyberkriminalität müsse sich der Staat auch in der digitalen Welt „auf Augenhöhe aufstellen und wehrhaft machen“.
Beim „wegweiser Zukunftskongress Staat & Verwaltung“ diskutieren am 20. und 21. Juni 2017 in Berlin, eingerahmt von den Reden der Bundesminister Thomas de Maizière und Peter Altmaier, wieder rund 200 Referenten aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft zentrale Aspekte rund um E-Government und Verwaltungsmodernisierung. Im Mittelpunkt stehen Themen wie die Digitale Agenda für die Verwaltung, IT-Konsolidierung, Digitalisierung im ländlichen Raum, das Innovationsmanagement in der Verwaltung, Cybersicherheitsstrategie oder die Open Government Partnerschaft. dbb Vize Hans-Ulrich Benra diskutiert u.a. mit Bundesfinanzstaatssekretär Werner Gatzer zum Thema „Demografischer Wandel & digitale Revolution – was bedeutet dies für die Tragfähigkeit unserer Staatsfinanzen?“.