CESI-Fachtagung „Berufliche Bildung in Europa“:

Bildung contra Jugendarbeitslosigkeit

Berufliche Bildung ist ein wichtiger Schlüssel im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa. Deshalb kamen am 20. Oktober 2017 Gewerkschafter und Praktiker aus ganz Europa in Berlin zusammen, um sich über die europäischen Perspektiven dieses wichtigen Bereichs auszutauschen.

Der dbb Bundesvorsitzende und Vizepräsident der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften (CESI), Klaus Dauderstädt, begrüßte die 120 Teilnehmer im dbb forum berlin. „Bildung, auch berufliche Bildung, kann und darf nicht auf bloße Arbeitsmarktverwertbarkeit reduziert werden, denn Bildung hat eine herausragende Bedeutung für den Einzelnen und für die Gesellschaft.“ Der dbb Bundesvorsitzende sprach mit Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit von einem „Schandfleck auf den Westen von Politik und Wirtschaft“.

Vier Millionen jugendliche Arbeitslose in Europa seien eine Schreckenszahl, erklärte Dauderstädt. „Ich meine das durchaus anklagend.“ Das Berufsleben von vier Millionen jungen Europäerinnen und Europäern beginne in Arbeitslosigkeit. „Vier Millionen mal Zukunft in Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit? Das kann jawohl nicht unser Ernst sein.“ Tatsächlich seien trotz der wirtschaftlichen Erholung in Europa 17 Prozent der jungen Menschen im arbeitsfähigen Alter ohne Beschäftigung, weder in schulischer oder universitärer noch in beruflicher Ausbildung. Und das seien die offiziellen Zahlen, wie das europäische Statistikamt sie meldet. „Wie viel prekäre Beschäftigung, wie viel unbezahlte Praktika nach Studienabschluss Arbeitslosigkeit verdecken, ist eine offene Frage“, so der dbb Bundesvorsitzende.

Viele EU-Staaten interessierten sich inzwischen für das duale System der Berufsbildung, wie es in Deutschland entwickelt wurde. Dieses Erfolgsmodell dürfe aber nicht Anlass zur Selbstzufriedenheit geben, erklärte der dbb Bundesvorsitzende. „Was unsere Bildungsinvestitionen angeht, sind wir in Deutschland alles andere als vorbildlich für Europa.“ Bildung falle zwar richtigerweise in die Kompetenz der Mitgliedstaaten. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im europäischen Binnenmarkt gehe aber alle an, und die EU leiste in der Bildungspolitik wertvolle Unterstützung.

Dauderstädt nahm auch den öffentlichen Dienst in die Pflicht. Der öffentliche Arbeitgeber und Dienstherr stehe in besonderer Verantwortung. „Wie kann es sein, dass wir in Deutschland junge nicht verbeamtete Lehrer zu den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen – und gleichzeitig Lehrermangel haben? Wie kann es sein, dass wir zunehmend befristete Verträge, Kettenverträge, prekäre Beschäftigung auch im öffentlichen Dienst haben?“ Es werde in diesen Tagen viel über die Zukunft der Europäischen Union gesprochen. Diese sei untrennbar verbunden mit dem Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit und dem Einsatz für bessere Bildung und nachhaltige Arbeitsplätze in Europa.

 

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