dbb-Chef im InterviewBeamtenbund widerspricht Linnemann: Lehrer müssen Beamte bleiben
Im Interview mit dem Staatsanzeiger betont dbb-Chef Volker Geyer die Bedeutung des Berufsbeamtentums und wendet sich gegen unsinnige neue "Reforminitiativen" aus SPD und CDU.
„Ich möchte nicht Verhältnisse haben wie in Amerika, wo ein Präsident alle auf einmal rausschmeißen und den gesamten Staatsapparat umbauen kann“, sagte Volker Geyer, Bundesvorsitzender des dbb, dem Staatsanzeiger (Online-Auslage vom 1.8.2025). Das Berufsbeamtentum stelle sicher, dass der Staat systemrelevante Aufgaben zuverlässig erledigen kann – stets im Sinne der Gesellschaft, stets im Sinne der Allgemeinheit. Es passe „zu 150 Prozent in die Zeit“ und fungiere nicht zuletzt als „Bollwerk gegen Extremismus“.
Den jüngsten Vorschlag von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, Lehrer und andere Berufsgruppen zukünftig nicht mehr zu verbeamten, wies Geyer daher zurück: „Erstens ist Bildung unserer Auffassung nach eine zutiefst hoheitliche Aufgabe. Zweitens spart der Staat durch die Entbeamtung bestimmter Berufsgruppen doch gar kein Geld. Im Gegenteil, die Bruttobesoldung müsste kurzfristig erhöht, Arbeitgeberanteile für die Rentenversicherung aufgebracht und Mittel für die Zusatzversorgung der dann angestellten Lehrerinnen und Lehrer bereitgestellt werden. Und will Herr Linnemann drittens wirklich Streiks an deutschen Schulen? Wir wollen das jedenfalls nicht.“
Auf die Frage, was er von dem Vorschlag von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) halte, Beamtinnen und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen zu lassen, stellte der dbb-Chef klar: „Davon hätte niemand etwas, nicht die Rentenversicherung und nicht der Staat, der seine Beamten kostspielig nachversichern müsste. Für mich ist der Vorstoß von Frau Bas ein Angriff auf das Berufsbeamtentum. Ich kann die Bundesregierung nur davor warnen, diesen Weg zu gehen. Das wird auf unseren erbitterten Widerstand stoßen!“
Geyer verwies darauf, dass zwei Drittel der Beamtinnen und Beamten einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss haben. Ihre Erwerbsbiografien seien in der Regel nicht unterbrochen. Und beim Vergleich der Pensionen und Renten werde ausgeklammert, dass Arbeitnehmende meistens – ganz im Gegensatz zu verbeamteten Beschäftigten – zusätzlich eine Betriebsrente erhalten. „Wenn Sie das alles berücksichtigen, dann schrumpft der Abstand zwischen Beamtenpension und Rente so sehr, dass am Ende kaum noch ein Unterschied bleibt.“