dbb magazin 03/2016 - page 32

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Frauen im Top-Management in öffentlichen Unternehmen:
Erforderlich ist eine integrierte Gleichstellungspolitik,
die öffentliche Unternehmen einbezieht
In der öffentlichen Wirtschaft sind Frauen im Top-Management kaum zu fin-
den. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Public Management der
Universität Leipzig. Danach sind nicht einmal 16 Prozent der Top-Manage-
mentposten der öffentlichen Betriebe mit Frauen besetzt. Die dbb bundes-
frauenvertretung hat den Herausgeber der Studie, Professor Dr. Ulf Papenfuß,
gefragt, wie gut das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen
und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffent­
lichen Dienst tatsächlich ist und was nötig ist, um Spitzenfrauen ins Top-Management der öffentlichen Unternehmen zu befördern.
Herr Prof. Dr. Papenfuß, für
Ihre Studie haben Sie die Top-
Managementorgane von 69
Städten und 1552 öffentlichen
Unternehmen untersucht. War-
um ist der Blick auf die kom­
munalen Unternehmen in der
Debatte um die weiblichen
Führungskräfte so wichtig?
Papenfuß:
In den Städten be-
ziehungsweise Kommunen ar-
beiten im Bundesdurchschnitt
über 50 Prozent der von der öf-
fentlichen Hand Beschäftigten
außerhalb der sogenannten
Kernverwaltung. Öffentliche
Unternehmen besitzen eine
Vorbildfunktion in der Diskus-
sion, und Politik und öffentli-
che Verwaltung können hier
entsprechend den von der Poli-
tik formulierten Zielen direkt
Einfluss nehmen. Die Reprä-
sentation von Frauen in Top-
Managementorganen ist von
besonderem Interesse, da zen-
trale Unternehmensentschei-
dungen bei der öffentlichen
Aufgabenerfüllung in diesen
getroffen oder zumindest ent-
scheidend geprägt werden.
Daher sollte gerade bei öffent-
lichen Unternehmen nicht
überproportional über die Auf-
sichtsräte, sondern genauso
über die Top-Management­
organe diskutiert werden.
Im Städtevergleich können nur
wenige Städte, etwa Gera, Ber-
lin und Offenbach am Main, ei-
nen weiblichen Führungsanteil
von knapp über 30 Prozent vor-
weisen. In Städten wie Trier,
Jena und Ludwigshafen gibt
es gar keine Frauen in Top-Managementpositionen.
Wie erklären Sie die großen
Unterschiede?
Papenfuß:
Städte gehen mit
dem Thema offenkundig sehr
unterschiedlich um: Auf den
verschiedenen Ebenen in Poli-
tik, Verwaltung und Unter­
nehmen scheinen sehr unter-
schiedliche Faktoren eine Rolle
zu spielen, wie Personalent-
wicklungs- und Besetzungsmo-
delle, Zeitpläne und Zielgrößen
mit unterschiedlicher Verbind-
lichkeit, verschiedenartige
gleichstellungspolitische An-
sätze, Unterschiede in den
Kulturen in den Städten und
Unternehmen, verschiedene
Förderprogramme, Vereinbar-
keit von Familie und Beruf,
Anteil von Frauen an der Er-
werbsquote sowie auch Unter-
schiede im Engagement und in
den Fähigkeiten bei verant-
wortlichen Einzelakteuren.
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