dbb magazin 03/2016 - page 15

Menschen sind: Taxifahrer,
Friseurin, Lkw-Fahrer, Raum-
pflegerin, Ingenieur, Lehrer,
Kfz-Mechaniker, Verkäufer.
Acht Wochen Sprachkurs
reichen freilich nicht, Nach­
fragen der Berufsberaterin
zu beantworten oder komple-
xere Sachverhalte zu verste-
hen. Als Monika Fischer aus
dem Füllhorn der rund 3200
in Deutschland anerkannten
Ausbildungsberufe Beispiele
wählt, um sie eingehender
vorzustellen und später die
Nutzung der Berufsinformati-
onsportale der Bundesagentur
für Arbeit präsentiert, über-
setzt die Deutschdozentin, die
ihre Schülern ins BiZ nach Ful-
da begleitet hat, ins Englische.
Ex-Englischlehrer Mohamad
übersetzt aus dem Englischen
ins Arabische.
Der Transport der Informatio-
nen durch drei Sprachen ist
zeitraubend, stellt aber sicher,
dass auch die sprachlich weni-
ger Versierten mitkommen.
Denn auch sie sollen die Chan-
ce nutzen können, die moder-
ne Infothek des BiZ im An-
schluss an Fischers Vortrag zu
erkunden, wo sie mithilfe des
BiZ-Teams oder eigenständig
mehr über Berufsbilder und
Bewerbungsmodalitäten er-
fahren.
Waldemar Dombrowski
zieht Zwischenbilanz.
„Die Gruppeninformationsver-
anstaltungen im BiZ richten
sich an Flüchtlinge, die bereits
ein paar Deutschkenntnisse er-
worben haben. Wir holen alle
Teilnehmer unserer Deutsch-
kurse ins BiZ. Sie werden dort
auch von einem Arbeitsvermitt-
ler zu ihren beruflichen Inte­
ressen befragt und zu einem
späteren Zeitpunkt zum indivi-
duellen Beratungsgespräch in
unser neues Arbeitsmarktbüro
eingeladen“, erläutert Walde-
mar Dombrowski, der Chef der
Arbeitsagentur Bad Hersfeld-
Fulda. Natürlich führten diese
Gespräche nicht zur sofortigen
Vermittlung einer Stelle,
schränkt Dombrowski ein, der
auch Bundesvorsitzender der
dem dbb angehörenden „vbba
– Gewerkschaft Arbeit und So-
ziales“ ist. „Wir verfolgen einen
präventiven Ansatz: Wir wollen
so früh wie möglich Kontakt zu
den Flüchtlingen aufbauen. Be-
reits im letzten Jahr, als Politik
und Medien noch nach Athen
schauten, haben wir in der Ar-
beitsverwaltung gesagt, wir
müssen von der anderen Seite
kommen. Soziale Integration
geht nur über Bildung und Be-
ruf. Deshalb müssen wir die
Menschen rasch in unserem
System erfassen und mit ihnen
arbeiten. Wir können nicht war-
ten, bis alle anerkannt sind.“
Die Entscheidung, die Bundes-
agentur für Arbeit (BA) und
ihre regionalen Dienststellen
in den Integrationsprozess
einzubeziehen, regelt – wie
alle Aufgaben der Arbeitsver-
waltung – das Dritte Sozialge-
setzbuch (SGB III). Dort ver-
fügt der aktualisierte § 421:
„Die Agentur für Arbeit kann
die Teilnahme von Auslände-
rinnen und Ausländern, die
eine Aufenthaltsgestattung
besitzen und bei denen ein
rechtmäßiger und dauerhafter
Aufenthalt zu erwarten ist, an
Maßnahmen zur Erlangung
erster Kenntnisse der deut-
schen Sprache fördern, wenn
dies zu ihrer Eingliederung
notwendig ist und der Maß-
nahmeeintritt bis zum 31. De-
zember 2015 erfolgt“.
Die Regelung trat nach Veröf-
fentlichung im Bundesgesetz-
<<
„Wir wollen so früh wie möglich Kontakt zu den Flüchtlingen aufbauen.“ Waldemar Dombrowski, Chef der
Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, und Agenturbereichsleiterin Lisa Moises.
15
fokus
dbb
>
dbb magazin | März 2016
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...48
Powered by FlippingBook