dbb magazin 5/2019 - page 10

nachrichten
Anhörung im Innenausschuss des Bundestages
Keine Pauschalbeihilfe für GKV
Als bedeutender Attraktivitätsfaktor des Berufs­
beamtentums hat der Zweite Vorsitzende des
dbb und Fachvorstand Beamtenpolitik, Friedhelm
Schäfer, die herkömmliche Beihilfe bezeichnet.
„Mit Blick auf die notwendige Nachwuchsgewin­
nung sollte dieser Attraktivitätsfaktor kommu­
niziert statt konfisziert werden“, erklärte Schäfer
am 1. April 2019 vor dem Innenausschuss des
Deutschen Bundestages.
Im Rahmen einer Anhörung
zum Thema „Zugang für Beam­
te in die gesetzliche Kranken­
versicherung (GKV)“ begründe­
te der dbb Vize nochmals
nachdrücklich die Ablehnung
des dbb gegenüber Initiativen
für eine pauschale Beihilfe in­
nerhalb der GKV. Es bestehe
die Gefahr, dass die Mobilität
der Beamtinnen und Beamten
in Deutschland stark einge­
schränkt würde, da die 17 Ge­
bietskörperschaften sich wohl
kaum auf ein gemeinsames
Vorgehen einigen könnten.
Schäfer: „Wir würden Insellö­
sungen bekommen, die bei ei­
nemWechsel in ein Bundes­
land ohne pauschale Beihilfe
mit erheblichen Nachteilen
verbunden wären.“
Initiativen für eine pauschale
Beihilfe innerhalb der GKV
werden außerdem häufig da­
mit begründet, dass Beamtin­
nen und Beamte, die freiwillig
GKV-versichert sind, keine
Wahl haben beziehungsweise
hatten und infolge der hohen
Hürden für die private Kran­
kenversicherung (PKV) zwangs­
läufig dort angesiedelt sind.
„Das stimmt so nicht mehr“,
erläuterte Schäfer. „Die PKV
hat durch mehrmalige Öff­
nungsaktionen allen vorhande­
nen Beamtinnen und Beamten
eine Versicherungsmitglied­
schaft zu deutlich vergünstig­
ten Konditionen hinsichtlich
der Risikozuschläge angeboten.
Wir ignorieren nicht, dass es
dennoch problematische Ein­
zelfälle geben kann, in denen
eine nachteilige Situation zu
verzeichnen ist. Jedoch sollten
diese Einzelfälle nicht instru­
mentalisiert werden, um ein
grundsätzlich bewährtes Sys­
tem infrage zu stellen.“
Neben weiteren verwaltungs­
ökonomischen und rechtlichen
Aspekten verwies Schäfer
zudem auf grundsätzliche
Auswirkungen einer Pauschal­
beihilfe auf das Gesundheits­
system. Mittelfristig würde der
PKV Substanz entzogen, was
zu einer schwächeren Position
imWettbewerb führen könnte.
Die mit demWettbewerb ver­
bundenen Effizienzeffekte gin­
gen verloren. Die Konsequen­
zen wären steigende Beiträge
und/oder abnehmende Leistun­
gen im Bereich der Kranken­
versicherungen insgesamt.
Schäfer: „Darüber hinaus finan­
ziert die PKV das Gesundheits­
system überproportional mit,
wovon auch Mitglieder der GKV
erheblich profitieren. Diese
Mittel würden wegfallen, was
ebenfalls zu steigenden Beiträ­
gen und/oder abnehmenden
Leistungen führen würde. Defi­
zite innerhalb der GKV werden
nicht dadurch gelöst, indem
dort weitere Menschen hinein­
kommen. Auch sie hätten die
dort bestehenden Leistungsan­
sprüche, und für Reformen wür­
de mangels Vergleichsmöglich­
keiten der Anreiz fehlen.“
Letztendlich, so der dbb Vize,
müsse es gelten, beide Syste­
me in ihrer Leistungsfähigkeit
und in ihrer sozialen Gerechtig­
keit zu erhalten und weiterzu­
entwickeln. „Es sei denn, es
geht den Initiatoren ohnehin
nur um die Durchsetzung der
Einheitsversicherung. Dann ist
dieser Zwischenschritt untaug­
lich und unredlich gegenüber
den Beamtinnen und Beamten,
denen ein vergiftetes Angebot
gemacht wird.“
Bundesfernstraßenreform
Autobahn GmbH:
Eingruppierung steht
Gewerkschaften und Arbeitgeber haben sich
am 5. April 2019 auf die Regelungen zur Ein­
gruppierung bei der neuen Autobahn GmbH
des Bundes mit ihren zukünftig 15000 Beschäf­
tigten geeinigt.
„Damit ist nun weitestgehend klar, welche Tätigkeiten wel­
cher Entgeltgruppe in den Gehaltstabellen entsprechen. Das
ist ein wichtiger erster Baustein auf demWeg zu einem soli­
den und attraktiven Tarifvertrag bei der neuen Gesellschaft“,
sagte der Verhandlungsführer und Fachvorstand Tarifpolitik
des dbb, Volker Geyer.
Im nächsten Schritt müssten nun weitere wichtige Punkte
endgültig festgeschrieben werden, wie beispielsweise die Ent­
gelttabellen und Zulagen, die Regelungen zur betrieblichen
Altersvorsorge und die Beschäftigungsbedingungen für Aus­
zubildende. Geyer: „Wir wollen und werden eine insgesamt
gelungene Tarifstruktur durchsetzen. Die ist entscheidend:
Denn erstens brauchen die Beschäftigten der Länder, die die
Autobahn GmbH von einemWechsel überzeugen möchte,
eine konkrete Entscheidungsgrundlage. Zweitens muss sich
die Gesellschaft mit attraktiven Arbeitsbedingungen schon
jetzt für den Wettbewerb um Fachkräfte richtig aufstellen.
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Im Rahmen einer Anhörung des Bundestags-Innenausschusses zum The­
ma „Zugang für Beamte in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV)“
begründete der dbb Vize Friedhelm Schäfer (Zweiter von rechts) noch­
mals nachdrücklich die Ablehnung des dbb gegenüber Initiativen für eine
pauschale Beihilfe innerhalb der GKV.
© Jan Brenner
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