dbb Vize Maik Wagner

Elektronische Patientenakte: Sorgfalt vor Schnelligkeit

Die EU-Kommission hat Anfang Februar eine Reihe von Empfehlungen zur Einführung elektronischer Patientenakten veröffentlicht. Die Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) begrüßt eine EU-weite Vernetzung der Patientendaten, mahnt aber zur Vorsicht beim Schutz dieser hochsensiblen Daten.

„Hier gilt eindeutig: Sorgfalt vor Schnelligkeit“, betonte der GdS Bundesvorsitzende und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Maik Wagner am 18. Februrar 2019. „Wir finden gut, dass die Europäische Kommission jetzt einen gewissen Druck für elektronische Patientenakten aufbaut. Denn wir hinken in Deutschland mit der Entwicklung in der Digitalisierung hinterher.“ Wagner mahnt aber vor einem überhasteten Vorgehen: „Insbesondere bei Gesundheits- und Sozialdaten muss der Datenschutz höchste Priorität haben.“ Die deutschen Sozialversicherungsträger sähen sich kontinuierlichen Hacker-Angriffen ausgesetzt. „Neue Schnittstellen, ein europaweites Datensystem, bedeutet auch neue Einfallstore für Cyberangriffe.“

Ohnedies müsse Deutschland zunächst seine Hausaufgaben machen, ehe an europäische Lösungen zu denken sei, so der dbb Vize. „Die Einführung digitaler Lösungen kommt hierzulande nur schleppend voran. Es kann nicht einmal von einer flächendeckenden Nutzung der elektronischen Gesundheitskarte die Rede sein.“ Deren Einführung habe aber Kosten in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro verursacht. „Erst wenn die Patientenakte in Deutschland flächendeckend funktioniert, ist an eine Vernetzung im EU-Raum zu denken.“ Der Bundesgesetzgeber arbeitet aktuell am Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSGV), das die Krankenkassen bis 2021 verpflichten soll, ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte zur Verfügung zu stellen.

 

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