dbb magazin 5/2019 - page 30

Bonn: Eine Stadtverwaltung lebt Europa
Nice to work with you!
2013 stellt Bonns damaliger
Personaldezernent und heuti­
ger Stadtdirektor Wolfgang
Fuchs die Weichen in Richtung
Europa: „Wir sind Europäer und
sehen unsere Kolleginnen und
Kollegen aus den Nachbarlän­
dern ebenso. Durch europäi­
schen Erfahrungsaustausch
können neue Ideen und Hand­
lungsweisen kennengelernt
werden, die uns bei der tägli­
chen Arbeit weiterhelfen“,
formuliert Fuchs seinerzeit in
einem Brief an alle Amtsleitun­
gen und wirbt um einen ver­
stärkten Austausch. Seitdem
werden jährlich Dutzende Frei­
willige aus Bonner Behörden
und Betrieben für eine längere
Zeit in ein europäisches Part­
nerrathaus geschickt, um dort
zu arbeiten, zu lernen, sich aus­
zutauschen. „Nice to work with
you!“ – mit seiner systemati­
schen und kontinuierlichen
Umsetzung gilt das Europa-
Praktikum der Bundesstadt als
deutschlandweit einmalig.
Beim jüngsten traditionellen
Europa-Abend der Stadtver­
waltung, zu dem sich alle Ehe­
maligen und Interessierten im
Innenhof des Alten Rathauses
treffen, bilanziert Fuchs im
Spätsommer 2018: „Das ist
eine klassische Win-win-Situa­
tion. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter entwickeln sich
durch den Europa-Austausch
noch ein Stück weiter. Wir wer­
den auch in vielen, vielen Jah­
ren den Ertrag davon spüren
und sehen, weil sich die Men­
schen eben viel besser auf an­
dere Kulturen einstimmen kön­
nen und so einen großen Wert
für die Verwaltung haben.“
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Von Antalya bis Turku:
Arbeit und Austausch
Über 30 Partnerstädte wie
etwa Antalya, Barcelona, Graz,
Klausenburg (Cluj-Napoca,
Rumänien), Nikosia, Oxford,
Reykjavik, Skopje, Tallinn, Turku
oder Vicenza kooperieren mitt­
lerweile mit der Metropole im
Rheinland und schicken umge­
kehrt auch ihre Beschäftigten
zum Hospitieren nach Bonn.
Der Austausch ist in sämtli­
chen Bereichen der städtischen
Verwaltung möglich – Feuer­
wehrleute, Rettungskräfte,
Erzieherinnen und Erzieher,
Pflegerinnen und Pfleger,
Grünarbeiter und Verwal­
tungsmitarbeiter aus Bonn
schwärmen jedes Jahr aus, um
sich im EU-Ausland schlauzu­
machen.
„Im Interesse der Bürgerinnen
und Bürger entsteht so ein
kontinuierlicher Erfahrungs­
austausch zwischen europäi­
schen Kommunen, der einen
wichtigen Beitrag zur Bewälti­
gung aktueller und künftiger
Herausforderungen leistet“,
erklärt Ralf Bockshecker, Abtei­
lungsleiter im Personal- und
Organisationsamt. Zugleich
stärke die Stadt Bonn durch die
Möglichkeit des Europa-Prakti­
kums die interkulturelle Kom­
petenz ihrer Beschäftigten –
schließlich ist die Stadt schon
alleine durch den Sitz der Ver­
einten Nationen und von Glo­
Diplom-Ingenieur David Baier vom Bonner Amt für Stadtgrün
lernt während eines Praktikums bei seinen italienischen Kolle­
ginnen und Kollegen in Bozen Gärtnerin Hillary aus Großbri­
tannien kennen – auch sie gehört zum Team in der Stadt in
Südtirol und ist Expertin für Urban Gardening. David Baier ist
so überzeugt von diesem Konzept, dass er Hillary nach Bonn
einlädt, um der eigenen Verwaltung diese besondere Variante
des städtischen Grüns näherzubringen. Mittlerweile ist Urban
Gardening auch in Bonn etabliert und erfreut sich größter Be­
liebtheit. Eine konstruierte Geschichte? Nein. Gelebtes Europa.
So und ähnlich bereits hundertfach geschehen im Rahmen
des Europa-Praktikums der Bonner Stadtverwaltung. Unter
demMotto „Nice to work with you!“ haben seit 2013 schon
über 250 Beschäftigte in mehr als 30 europäischen Stadtver­
waltungen in 24 Staaten hospitiert und mitgearbeitet. Die EU
fördert das Berufsbildungsprogramm über Erasmus+.
reportage
© Stadt Bonn
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