Verbraucherschutz
Tanzende Preise
verwirren Ökonomen
Der Einkauf im Internet ist einfach und komfortabel. Nach
wenigen Mausklicks wird die gewünschte Ware nach Hau
se geliefert. Darüber hinaus finden sich im Netz immer
günstige Preise. Dabei sind die digitalen Preisschilder sehr
flatterhaft. Nicht nur, dass sich Online-Preise bei großen
Internethändlern oftmals mehrfach am Tag verändern.
Die Art des Endgerätes, mit dem sie abgefragt werden,
kann ebenso Einfluss auf den angezeigten Preis haben
wie der Standort des Kunden. Transparent ist das nicht.
Ende 2018 haben die Verbrau
cherzentralen in einer groß an
gelegten Studie untersucht,
welchen geheimen Gesetzen
die täglichen Preisturbulenzen
im Online-Handel folgen. Zwar
haben sie dabei entdeckt, dass
individualisierte Preise, die von
der Art des Endgerätes und des
Wohnortes abhängen, immer
noch relativ selten sind. In der
Theorie gehen Händler dabei
davon aus, dass zum
Beispiel Nutzerinnen
und Nutzer von
hochwertigen Apple-
Geräten liquider sind als
Windows-Anwender oder
dass Kunden aus Frank
furt mehr verdienen als
Kunden aus Anklam.
Um dies genauer zu
analysieren, haben die
„Marktwächter“-Exper
ten der Verbraucherzen
trale Brandenburg Preise
von 16 deutschen Online-
Händlern, Amazon und Händ
lern des Amazon-Marktplatzes
untersucht: Die wenigsten
Online-Händler wenden im
Ergebnis eine individualisierte
Preisdifferenzierung an. Ein
deutiger waren die Befunde
bei der zeitlichen Untersu
chung von Preisdifferenzen.
Um herauszufinden, ob Kun
den zur gleichen Zeit im glei
chen Online-Shop für das
identische Produkt unter
schiedliche Preise erhalten,
haben die Marktwächter
Preise von 1554 Artikeln auf
fünf Endgeräten ausgewertet.
Zwar ließ sich eine Preisindi
vidualisierung nach Standort
nur bei zwei Händlern nach
weisen. Bei der Preisindividu
alisierung auf Endgeräte
wurde der
Trend klarer: Verschiedene
Geräte zeigten innerhalb von
20 Minuten bei einem deutli
chen Anteil der untersuchten
Produkte unterschiedliche
Preise an. Allerdings relativie
ren die Verbraucherschützer,
dass sich diese Preisunter
schiede auch auf andere Ur
sachen zurückführen lassen:
Wenn sich Preise
beinahe
minütlich ändern, kann nur
schwer unterschieden wer
den, ob es sich dabei um eine
sehr dynamische oder eine in
dividualisierte Preisdifferen
zierung handelt. Zudem war
nicht immer sofort ersichtlich,
auf welche Artikelvariante
sich der angezeigte Preis be
zog. Anders ausgedrückt: Es
entstand eher der Eindruck
unterschiedlicher Preise für
das vermeintlich gleiche Pro
dukt.
Der für Verbraucherin
nen und Verbraucher
entscheidende
Pferdefuß beim
Online-Einkauf
bleiben damit die
dynamischen
Preisänderungen,
die täglich hun
dertfach vorkom
men können. Und
die können es in sich
haben.
<<
„Dynamic Pricing“
kostet Nerven
Dafür haben die Marktwächter
der Verbraucherzentrale ver
schiedene Online-Preise im
Zeitverlauf untersucht: 34 Tage
lang wurden die Preise ausge
wählter Händler beobachtet.
Im Extremfall änderte sich der
Preis für ein und dasselbe Pro
online
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dbb magazin | Mai 2019