dbb magazin 5/2019 - page 34

frauen
Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung
Vom Lippenbekenntnis zur Umsetzung
Die Förderung der Gleichstellung von Männern
und Frauen ist der Schlüssel zu einem starken viel­
fältigen öffentlichen Dienst. Wie der gesetzliche
Gleichstellungsauftrag in den einzelnen Verwal­
tungsbereichen effektiv umgesetzt werden kann,
berieten die 55 dbb Frauenvertreterinnen auf der
Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertre­
tung am 29. und 30. März 2019 in Königswinter.
Wer behauptet, die Gleichstel­
lung von Männern und Frauen
sei im öffentlichen Dienst
längst gelebte Praxis, irrt lei­
der: Laut einer forsa-Umfrage,
die im Auftrag des dbb durch­
geführt wurde, fühlen sich
mehr als die Hälfte aller Frauen
im Job diskriminiert. Für die
dbb bundesfrauenvertretung
steht fest: Wir wollen das än­
dern!
<<
Gleichstellung ist
Grundvoraussetzung
„Grundvoraussetzung für einen
vielfältigen öffentlichen Dienst,
in dem Gleichstellung nicht nur
eine leere Floskel ist, ist eine
diskriminierungsfreie Dienst­
praxis, die Menschen nach ihrer
tatsächlichen Leistung und Be­
fähigung bewertet, unabhän­
gig von ihrer Herkunft oder
ihrem Geschlecht“, betonte
Helene Wildfeuer, Vorsitzende
der dbb bundesfrauenvertre­
tung, zum Auftakt der Sitzung.
Ein wichtiger Indikator, um
indirekte Diskriminierungen
nachzuweisen, lieferten Sta­
tistiken zur Besetzung von
Führungspositionen und den
dienstlichen Beurteilungen, die
nach Geschlechtern differenzie­
ren. Diese geben Rückschlüsse
auf teilweise gravierende Defi­
zite in der Beurteilungs- und
Beförderungspraxis. „Seit 1949
bekleideten mehr Männer mit
dem Namen Hans einen Staats­
sekretärsposten als Frauen ins­
gesamt. Das zeigt, wie sehr die
Beförderungsmechanismen
von stereotypen Vorannahmen
geprägt sind, die demmittel­
europäischen männlichen Füh­
rungsideal entsprechen“, kriti­
sierte Wildfeuer.
„Das ist nicht akzeptabel“,
machte auch dbb Chef Ulrich
Silberbach als Gast der Haupt­
versammlung deutlich. Er
drängte darauf, mit gängigen
Vorurteilen und Alltagssexis­
mus aufzuräumen: „Wenn wir
einen modernen, diversen und
agilen öffentlichen Dienst ha­
ben wollen, dann müssen wir
die Hürde der Geschlechterdis­
kriminierung jetzt endlich neh­
men. Nur wer Gleichstellung
lebt, kann auch Vielfalt leben
und ihre Potenziale voll entfal­
ten.“
<<
Workshop: Frauen
bewegen mehr!
Starke gewerkschaftliche Frau­
enorganisationen, die vor Ort
gegen indirekte Diskriminie­
rung vorgehen und wichtige
politische Entscheidungen er­
wirken, sind ein zentraler Hebel
in der Umsetzung der Gleichbe­
handlung im Dienstalltag. Wie
die dbb Frauenvertreterinnen
ihre Handlungsspielräume noch
besser ausschöpfen können,
war Gegenstand des Intensiv-
Workshops „Frauen bewegen
mehr!“, der von Prozessdesigne­
rin Caroline Paulick-Thiel mode­
riert wurde. Paulick-Thiel ist in
der parteiunabhängigen Initia­
tive „politics for tomorrow“ ak­
tiv, die sich mit der Förderung
von Innovationen für und mit
dem öffentlichen Sektor be­
schäftigt.
Aufbauend auf der sozialwis­
senschaftlichen Erkenntnis,
dass der digitale Wandel der
Arbeitswelt unter bestimmten
Voraussetzungen Frauen neue
Karrierewege eröffnen und
strukturelle Benachteiligungen
aufheben kann, ermittelten die
Teilnehmerinnen in qualitati­
ven Kurzinterviews zunächst
die konkreten Bedarfe für ein
schlagkräftiges Vorgehen im
verwaltungspolitischen Raum.
In gemischten Teams wurden
anschließend gemeinsame Lö­
sungen entwickelt und konkrete
erste Schritte für die jeweiligen
Verwaltungsbereiche formu­
liert. Wichtige Schlagworte wa­
ren neben einer lebendigen und
vernetzten Kommunikations­
kultur und einer internen Perso­
nalentwicklung, die auf neue
Denkweisen und kooperativen
Strukturen basiere, vor allem
die gezielte und frühzeitige För­
derung des weiblichen Gewerk­
schaftsnachwuchses.
Dazu müssten weibliche Vor­
bilder innerhalb der dbb Fach­
gewerkschaften und Landes­
bünde gezielt aufgebaut und
stärker sichtbar gemacht wer­
den – beispielsweise, indem
mehr Frauen in gewerkschaftli­
che Führungspositionen ge­
bracht werden.
Aber auch der generationen­
übergreifende Fachaustausch,
etwa über Eins-zu-eins-Mento­
ring und regelmäßige interakti­
ve Austauschformate, seien
Mittel der Wahl.
bas
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