Protest vor dem Brandenburger Tor

„Unsere Forderungen sind nicht aus der Luft gegriffen“

Die dbb jugend hat mit einer Protestaktion auf die Personalschieflage im öffentlichen Dienst aufmerksam gemacht und ihre Forderungen in der Einkommensrunde untermauert.

Einkommensrunde 2023

„Bereits heute fehlen rund 360.000 Menschen im öffentlichen Dienst. Diese Zahl kann sich bis 2030 auf über eine Million erhöhen. Wir können es uns nicht leisten, weiter untätig zu bleiben“, mahnte dbb jugend Chef Matthäus Fandrejewski am 2. März 2023 in Berlin.

In der Einkommensrunde mit Bund und Kommunen fordern dbb und dbb jugend unter anderem die unbefristete Übernahme von Auszubildenden. „Noch immer werden Azubis nach ihrer erfolgreichen Ausbildung nicht garantiert und unbefristet in den Staatsdienst übernommen. Gleichzeitig fehlt es an allen Ecken und Enden an Personal. Da liegt es doch auf der Hand, diejenigen zu übernehmen, die man mit viel Mühe ausgebildet hat. Das geschieht aber nicht. Im Gegenteil: Das Angebot der Arbeitgebenden zeigt, dass sie nicht bereit sind, für den eigenen Nachwuchs einzustehen. Dabei brauchen wir jetzt dringendes Umdenken, um die Folgen des demografischen Wandels noch rechtzeitig abzufangen!“, machte Fandrejewski, der auch Mitglied der dbb Bundesleitung ist, deutlich.

Eine weitere Forderung ist die Entgelterhöhung für Auszubildende sowie Anwärterinnen und Anwärter um 200 Euro. „Die Entgelterhöhung wäre ein wertschätzendes Signal in Richtung der jungen Beschäftigten, das dringend benötigt wird“, betonte Sandra Heisig, 1. stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend. Durch die Corona-Pandemie und die Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine hätten Auszubildende, Anwärterinnen und Anwärter in den letzten Jahren Aufgaben übernehmen müssen, auf die sie nicht vorbereitet waren. Hinzu kämen die gestiegenen Lebenshaltungskosten, mit denen besonders junge Menschen zu kämpfen hätten. Heisig: „Es kann nicht sein, dass diejenigen, die den Staat zukünftig am Laufen halten, mit ihrem Einkommen kaum über die Runden kommen!“

Auch dbb Vize und Tarifchef Volker Geyer unterstützte die Aktion vor Ort und ergänzte: „Der öffentliche Dienst braucht diese jungen Menschen dringend. Er kann es sich schlicht und einfach nicht leisten, seinem Nachwuchs noch länger vor den Kopf zu stoßen. Dass uns im öffentlichen Dienst die Fachkräfte fehlen, wissen wir nicht erst seit gestern. Wenn die Arbeitgebenden wirklich daran interessiert sind, eine Kehrtwende herbeizuführen, sollten sie die unbefristete Übernahme von Auszubildenden als Chance nutzen.“

Um den Ernst der Lage zu veranschaulichen, hatte die dbb jugend 40 Stühle vor dem Brandenburger Tor aufgestellt, von denen jeder vierte unbesetzt blieb – die leeren Stühle stellten die Fachkräfte dar, die aller Wahrscheinlichkeit nach bis 2030 fehlen werden.

Hintergrund

Vom Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) sind insgesamt über 2,5 Millionen Beschäftigte direkt oder indirekt betroffen: Fast 1,6 Millionen Arbeitnehmende des Bundes und der Kommunen und weiterer Bereiche, für die der TVöD direkte Auswirkungen hat, sowie Auszubildende (6.350 beim Bund, 56.300 bei den Kommunen), Praktikantinnen und Praktikanten sowie Studierende in ausbildungsintegrierten dualen Studiengängen und auch knapp 190.000 Bundesbeamtinnen und Bundesbeamte, Anwärterinnen und Anwärter (16.885 beim Bund) sowie über 500.000 Versorgungsempfängerinnen und -empfänger beim Bund, auf die der Tarifabschluss übertragen werden soll. Die dritte und vorerst letzte terminierte Verhandlungsrunde ist für den 27./28. März 2023 in Potsdam geplant.

 

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