Astrid Hollmann im Interview:

Öffentliche Arbeitgeber müssen gerade jetzt attraktiver werden

Die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Astrid Hollmann hat vor einer sinkenden Attraktivität des öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber gewarnt. „Die freie Wirtschaft holt auf“, sagte sie im Interview mit der „Rheinpfalz“ (Ausgabe vom 08. Januar 2016). Dies gelte sowohl bei der finanziellen Sicherheit, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch bei der Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Diese Entwicklung sei besonders verheerend, weil der öffentliche Dienst gerade jetzt besonders gefordert werde.

dbb Jahrestagung 2016

Die sinkende Wettbewerbsfähigkeit beim Werben um Nachwuchs treffe den öffentlichen Dienst angesichts der ohnehin enormen Arbeitsverdichtung schwer. Wenn man sich vergegenwärtige, „was an Mehrbelastung durch die Flüchtlingssituation hinzukommt, dann werden noch mehr Beschäftigte fehlen“, warnte Hollmann. Und zwar für einen Staat, der „schon heute nur noch auf Sparflamme funktioniert, der dem Bürger nur ein Mindestmaß an Leistungen bietet.“

Ein Teil des Problems sei die zunehmend hohe Zahl an befristeten Arbeitsverhältnissen im öffentlichen Dienst, gerade bei Nachwuchskräften. „Junge Leute, die etwa eine Familie gründen wollen, brauchen finanzielle und damit berufliche Sicherheit“, sagte die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende. Wenn sie diese mittlerweile eher in der Privatwirtschaft bekämen, „dürfen wir uns nicht wundern, wenn die jungen Menschen nicht mehr zu uns kommen.“ Auch die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit einerseits sowie die berufliche Entfaltung inklusive klarer Aufstiegsperspektiven andererseits dürften kein Gegensatz sein.

Die Position von Frauen im öffentlichen Dienst müsse ebenfalls verbessert werden, etwa bei der Bezahlung. „Da gibt es nach wie vor geschlechtsspezifische Unterschiede“, bemängelte Hollmann. Zwar sei die Differenz in der Privatwirtschaft derzeit noch höher, liege aber auch im öffentlichen Dienst „immer noch bei acht Prozent“. Nachholbedarf gebe es beispielsweise bei der Bewertung von Berufen, etwa im sozialen Bereich, in denen überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten.

 

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