CESI Seminar in Palermo

Europäische Gewerkschaften sagen prekärer Beschäftigung den Kampf an

Auf dem Seminar zum Thema „Prekäre Arbeit – Neue Herausforderungen für die Gewerkschaften“ am 19. und 20. September 2019 in Palermo sagten die Mitgliedsgewerkschaften der Europäischen Union Unabhängiger Gewerkschaften (CESI) prekären Beschäftigungsformen in Europa den Kampf an.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass es prekäre Beschäftigungsverhältnisse quer durch alle Sektoren in allen europäischen Ländern gibt. Der dbb beamtenbund und tarifunion war mit einer Delegation vertreten. Bernd Saur vom Deutschen Philologenverband (DPhV) berichtete eindrucksvoll über prekäre Beschäftigungsverhältnisse von Lehrkräften in Deutschland. Vertretungslehrer würden über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen, obwohl vielleicht bereits feststünde, dass sie im kommenden Schuljahr wieder an derselben Schule beschäftigt werden. Um dieser Art von Kettenverträgen vorzubeugen, fordert der DPhV einen Personalschlüssel von 115 Prozent für die Schulen. Erfahrungsgemäß fielen circa 15 Prozent der Lehrkräfte während des Schuljahres aus unterschiedlichen Gründen aus. Eine vorläufige Überversorgung wäre laut DPhV eine Möglichkeit, der unsicheren Arbeitsbedingungen, insbesondere junger Lehrerinnen und Lehrer, vorzubeugen. Luc Viehé von der französischen Mitgliedsgewerkschaft SPELC bestätigte, dass es in Frankreich ähnliche Verhältnisse zu beklagen seien.

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass prekäre Beschäftigungsformen auf den ersten Blick mit der Privatwirtschaft in Verbindung gebracht würden. Beim genaueren Betrachten finde man sie europaweit aber häufig auch im öffentlichen Dienst. Einerseits, erklärte Antonio Garcia-Munoz vom Europäischen Kompetenzzentrum für Arbeitsrecht, Beschäftigung und Arbeitsmarktpolitik (ECE), leide der öffentliche Dienst in vielen südeuropäischen Ländern unter Auflagen der Austerität. Andererseits sei in der Privatwirtschaft die Mitgliederbindung viel wichtiger als im öffentlichen Dienst, weshalb Unternehmen sich mehr Mühe gäben, ihre Mitarbeiter mit guten Arbeitsbedingungen zu binden.

Die italienischen Kollegen berichteten, dass viele Arbeitnehmende in Italien sich mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag in einer prekäreren Situation befänden als mit einem befristeten Vertrag. Der unbefristete Vertrag sei aufgrund des italienischen Rechts jederzeit kurzfristig kündbar, wohingegen man mit einem befristeten Arbeitsvertrag eine bessere Planbarkeit hätte.

 

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