Der dbb begrüßt die von der Europäischen Union vorgestellte Pflegestrategie zur Verbesserung von Verfügbarkeit, Zugang, Erschwinglichkeit und Qualität von Pflege.
Mit der neuen Europäischen Strategie für Pflege und Betreuung möchte die Europäische Kommission erreichen, dass pflege- und betreuungsbedürftige Menschen auch in allen Lebensphasen Zugang zu einer hochwertigen Pflege oder Betreuung erhalten. „Die Nachfrage im Bereich der Kinderbetreuung als auch in der Langzeitpflege ist hoch und wird weiter steigen. Das Angebot an Pflegedienstleistungen kann da nicht mithalten,“ warnte dbb Chef Ulrich Silberbach am 28. September 2022 in Berlin.
„Der Pflegesektor ist in vielen Mitgliedstaaten mit erheblichen Engpässen bei Finanzierung, Personal und Infrastruktur konfrontiert“, verdeutlichte Silberbach. Bislang reichten die öffentlichen Investitionen vielerorts nicht aus, um ausreichend verfügbare und zugängliche Betreuungsdienste zu gewährleisten. Weder einheimische Arbeitskräfte noch qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland könnten die personellen Lücken vollständig schließen. Vielfach seien die Personalstrukturen überaltert, zu wenige junge Kolleginnen und Kollegen ersetzten zu viele in den Ruhestand gehende ältere Beschäftigte. Ein weiteres Problem sei die überproportional große Anzahl an Pflegefachkräften, die in den Vorruhestand gehen, warnte der dbb Bundesvorsitzende. „Arbeits- und Gesundheitsschutz müssen deutlich verbessert werden, damit die Beschäftigten nicht aufgrund von gesundheitlichen Problemen dazu gezwungen sind, ihren Beruf zu wechseln.“ Darüber hinaus müsse die EU-Pflegestrategie als Teil der Europäischen Strategie für aktives und gesundes Altern dazu beitragen, dass auf nationaler Ebene mehr Instrumente zur Anerkennung der Fähigkeiten von Pflegekräften zur Verfügung stehen. „Krankenschwestern und -pfleger, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, Hilfskräfte, technisches Personal und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter leisten wichtige Unterstützung für formelle und informelle Pflegekräfte“, betonte Silberbach, ihre Rolle und Arbeit würden jedoch auf nationaler Ebene nicht immer ausreichend anerkannt.
Silberbach unterstrich, dass die konkrete Ausgestaltung der Pflegepolitik wie Fragen der sozialen Sicherheit grundsätzlich in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten falle. „Der dbb sieht diese Aufgabenteilung im Einklang mit der europäischen Kompetenzordnung, des Subsidiaritätsgrundsatzes und eines gut funktionierenden, auch demokratisch begründeten Aufbaus des europäischen Staatenverbundes.“