dbb magazin 9/2022

INTERVIEW Christian Piwarz, Sächsischer Staatsminister für Kultus Wir locken Referendare aufs Land Auch im Freistaat Sachsen sind schnelles Internet und WLAN noch nicht bis in jedes Klassenzimmer vorgedrungen. Warum dauert die Digitalisierung trotz DigitalPakt so lange? Sachsen ist im Ländervergleich bei der Umsetzung des DigitalPaktes mit einer Mittelbindung von 99,5 Prozent führend. Nahezu alle Schulträger haben mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen. 95 Schulträger haben ihre Investitionen bereits vollständig abgeschlossen. Die angespannte Marktsituation auf diesem Gebiet führt aber zu Verzögerungen. Insbesondere die Baumaßnahmen benötigen ihre Zeit. Um das schnelle Internet an alle Schulen zu bringen, arbeiten wir mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit zusammen, um in unterversorgten Bereichen eine Einzelanbindung noch bis Ende 2025 zu ermöglichen. Der Freistaat Sachsen stellt hierfür 21,6 Millionen Euro bereit. Auch hier handelt es sich um komplexe Baumaßnahmen, die nicht innerhalb weniger Wochen umsetzbar sind. Digitalisierung von Schulen und digitales Lernen sind zwei verschiedene Dinge. Was tut der Freistaat Sachsen, um seine Lehrkräfte für die digitale Zukunft zu rüsten? Digitalisierung und die Technik an Schulen führen nicht automatisch zu einer besseren Bildung. Wissenschaftliche Studien beweisen, die Technik muss der Pädagogik folgen und nicht umgekehrt. Engagierte, gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer bleiben der wichtigste Faktor für den Lernerfolg. Deshalb müssen wir unsere Lehrkräfte auf diesemWeg mitnehmen. Wir bieten umfangreiche Fortbildungen dazu an. Auch Pädagogen, die hier ganz am Anfang stehen, wollen wir niederschwellig an digitale Medien heranführen. Bei den Junglehrern ist die Medienbildung bereits ein Bestandteil ihrer Ausbildung. Grundlage für den gelebten digitalen Unterricht bilden die individuellen Medienkonzepte der Schulen. Diese werden mit Unterstützung der Medienpädagogischen Zentren und dem Landesamt für Schule und Bildung stetig weiterentwickelt. Spätestens bis zum Ende der Laufzeit des DigitalPaktes Schule, Ende 2024, sollen an jeder Schule selbstverständlich digitale Medien im Unterricht pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden. Ein DigitalPakt 2.0 muss sich auf die „Ewigkeitskosten“ konzentrieren. Erforderlich ist eine dauerhafte Unterstützung von Ländern und Kommunen für die Folgekosten der Digitalisierung an Schulen. Christian Piwarz © ronaldbonss.com 14 FOKUS dbb magazin | September 2022

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