dbb magazin 5/2022

zur Lehrkräftebildung und der Gesamtpersonalsituation an Schulen zu erarbeiten. Wir arbeiten gemeinsam – Schulminister und Wissenschaftsminister – daran, das Studium und den so wichtigen Beruf der Lehrerinnen und Lehrer durch weitere Maßnahmen noch attraktiver zu machen. Wichtigste Punkte sind: mehr Studienplätze, weniger Studienabbrüche, mehr Plätze im Vorbereitungsdienst, regelmäßige Modellrechnungen zum künftigen Angebot und Bedarf an Lehrkräften. Auch müssen wir die multiprofessionellen Teams ausstatten, damit Lehrkräfte sich auf das Unterrichten fokussieren können. Darüber hinaus stehen Fragen der Attraktivität des Lehrerberufs im Fokus – das gilt im Übrigen auch für das Kitapersonal. Ein Dauerbrenner unter den Bildungsthemen ist auch die – gerade im internationalen Vergleich – immer noch unzureichende Digitalisierung. Das betrifft nicht nur die Infrastruktur und Hardware, sondern beispielsweise pädagogische Konzepte sowie Aus- und Fortbildung. Wann wird Deutschland hier endlich besser? Wir sind auf einem guten Weg – die Pandemie hat einen immensen Digitalisierungsschub an unseren Schulen ausgelöst. Aber zur Wahrheit gehört auch dazu, dass wir in Deutschland zu spät begonnen haben. Die Digitalisierung von Schule ist der größte Transformationsprozess seit vielen Jahrzehnten. Das heißt konkret für Schule: Die technische Ausstattung an den Schulen ist die Basis für die Weiterentwicklung der Digitalisierung, es geht aber immer auch um Unterrichtsentwicklung/Unterrichtskonzepte und die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte. Das Angebot hat sich deutlich verbessert. Aber insbesondere schulinterne Fortbildungen sind erforderlich, um dem unterschiedlichen Stand der Entwicklung an den Schulen gerecht zu werden. Viele Lehrkräften haben sich während der Coronapandemie fortgebildet, jetzt ist es unsere Aufgabe, gezielte und nachhaltige Angebote für eine „Kultur der Digitalität“ an den Schulen zu machen. Wir müssen Fortbildungen zur digitalen Professionalisierung anbieten und auch zur Teilnahme verpflichten. Der Bund muss endlich die digitalen Kompetenzzentren auf den Weg bringen, die schon in der vergangenen Legislaturperiode geplant waren. Seit vielen Jahren gibt es in Deutschland eine Debatte um prekäre Arbeitsbedingungen an Hochschulen. Im letzten Sommer berichteten wissenschaftliche Nachwuchskräfte unter dem Hashtag #IchBinHanna im Internet von Zukunftsängsten und enormem Leistungsdruck. Wird die KMK das Thema nochmals grundsätzlich angehen? Gegenwärtige und künftige Beschäftigungsbedingungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stehen fortwährend im Fokus länderseitiger Bemühungen. Dabei wurden im Zusammenwirken zwischen Bund und Ländern bereits wesentliche Maßnahmen zugunsten einer Verbesserung von Beschäftigungsbedingungen, insbesondere der Befristungspraxis, und zugunsten der Absicherung von Karrierewegen ergriffen. Die Auswirkungen des aktuellen Wissenschaftszeitvertragsgesetzes werden derzeit evaluiert, die Ergebnisse sollen imMai vorliegen. Danach werden wir uns auch als KMK damit befassen. Die duale Ausbildung in Deutschland gilt europaweit als vorbildlich. Wird aus Ihrer Sicht genug getan, um diesen hohen Berufsbildungsstandard zu erhalten und weiterzuentwickeln? Wo gibt es noch Potenzial für Optimierungen? Um den hohen Standard in der dualen Berufsbildung zu erhalten, bedarf es der ständigen Überarbeitung und Weiterentwicklung der mehr als 300 existierenden Ausbildungsberufe. Dies geschieht in einem eingespielten Prozess gemeinsammit den Akteuren von Bund und Sozialpartnern. Neben technologischen Veränderungen steht dabei, insbesondere im Berufsschulunterricht, auch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen im Fokus. Wir müssen die duale Berufsausbildung auch in Zukunft als attraktiven Qualifizierungsweg positionieren. Deshalb haben sich alle relevanten Akteure in der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ zusammengeschlossen, um so notwendige Entwicklungsimpulse zu setzen. Entscheidende Bedeutung wird zukünftig dem Thema Weiterbildung zukommen. Stichwort „Europa“: Wie steht es um die Entwicklung des europäischen Bildungsraums? Welche Ideen gibt es hier für die nächsten Jahre? Grundsätzlich basiert die europäische Kooperation im Bildungsbereich auf Freiwilligkeit. Die Länder wirken über die EU-Gremien aktiv an der Gestaltung des europäischen Bildungsraums mit. Bis 2025 haben sich die EU-Mitgliedstaaten zum Ziel gesetzt, den europäischen Bildungsraum zu vollenden. Ein zentrales Instrument hierfür ist der strategische Rahmen für europäische Zusammenarbeit in der allgemeinen und beruflichen Bildung. Für 2021 bis 2027 legt er fünf strategische Prioritäten fest: gleichberechtigter Zugang zu Bildung, lebenslanges Lernen und Mobilität, Kompetenzen und Motivation im Lehrberuf, Stärkung der Hochschulbildung sowie Unterstützung der grünen und digitalen Transformationen in und durch Bildung. In diesem Zusammenhang bietet zum Beispiel auch die Neuauflage des Erasmus+-Programms große Chancen, indem es unter anderem persönliche Begegnungen in über 30 Ländern ermöglicht. ■ Es ist jetzt unsere Aufgabe, gezielte und nachhaltige Angebote für eine „Kultur der Digitalität“ an den Schulen zu machen. Wir müssen die duale Berufsausbildung auch in Zukunft als attraktiven Qualifizierungsweg positionieren. FOKUS 15 dbb magazin | Mai 2022

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