dbb magazin 3/2022

Digitalreport 2022 In der Digitalisierungswüste Die Erwartungen an die Koalition aus SPD, Grünen und FDP sind hoch. 82 Prozent der Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik erwarten, dass die neue Regierung die Digi- talisierung in Zukunft stärker in den Mittelpunkt stellt. Dies wäre auch dringend nötig: 94 Prozent der Bevölkerung sehen Deutschland bei der Digitalisierung weiter im Rückstand. Das ist das Ergebnis des Digitalreports 2022 des European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School Berlin und des Instituts für Demoskopie Allensbach. Der Digitalreport basiert auf einer aktuellen repräsentativen Bevölkerungsumfrage so- wie auf Ergebnissen einer Umfrage von rund 500 Topführungskräften aus Wirtschaft und Politik. Die aktuelle Lage Deutschlands im Bereich digitaler Zukunftstechnologien ist demnach weiterhin prekär. 94 Prozent der Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik sehen Deutschland bei der Digitalisierung unverändert im Rückstand. Besonders im staatlichen Bereich wird die Digitalisierung unverändert kritisch bewertet. Lediglich zwei Prozent der Führungsspitzen halten Ämter, Behörden und den öffentlichen Dienst für gut aufgestellt. Am ehesten wird der Wirtschaft der digitale Wandel zugetraut. Noch vor einem Jahr hielten lediglich 35 Prozent der Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Politik die Wirtschaft im Bereich Digitalisierung für gut aufgestellt, aktuell sind es 44 Prozent. „Der Regierungswechsel befeuert Hoffnungen, dass die Digitalisierung künftig entschiedener vorangetrieben wird als in den letzten Jahren“, sagt Professor Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Die Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Politik seien hier in bemerkenswertem Umfang optimistisch: 82 Prozent sind davon überzeugt, dass das Thema in Zukunft entschiedener vorangetrieben wird. In der Bevölkerung haben jedoch bisher lediglich 37 Prozent Zutrauen, dass die neue Regierung Digitalisierung in Zukunft entschiedener vorantreiben wird, während sich 32 Prozent skeptisch äußern. Als Motor eines politisch initiierten Digitalisierungsschubs sehen die Bürgerinnen und Bürger vor allem die FDP. 29 Prozent haben den Eindruck, dass sich vor allem die FDP dafür einsetzt, dass die Digitalisierung in Deutschland vorangetrieben wird. Mit großem Abstand folgen die SPD (neun Prozent) und die Unionsparteien (sieben Prozent). Von den Grünen erwarten auf diesem Gebiet ebenfalls nur sieben Prozent wirksame Impulse. Verwaltung und Bildung mit Nachholbedarf Die politische Agenda der Bevölkerung verändert sich zurzeit dynamisch. Besonders auffallend ist die veränderte Bewertung der Ziele, die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung zu stärken und guten Schulen und Hochschulen große Bedeutung beizumessen: Vor einem Jahr hielten es 34 Prozent für wichtig, dass die öffentliche Verwaltung leistungsfähiger wird, aktuell sind es 47 Prozent. Gute Schulen und Hochschulen zählten Ende 2020 52 Prozent der Bevölkerung zu den wichtigsten politischen Anliegen, aktuell 64 Prozent. Für beide Anliegen spielt die Entwicklung der Digitalisierung und der Digitalisierungskompetenz eine erhebliche Rolle. © Louis Maniquet/Unsplash.com (2) UMFRAGE 12 AKTUELL dbb magazin | März 2022

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