dbb magazin 1-2/2022

ten nicht nur auf der gleichen Softwareplattform, sondern auch auf dem standardisierten ,Hessen PC‘“, erklärte Burghardt. Qualifizierung ist entscheidend Damit lenkte Hessens CIO den Blick vom Homeoffice/mobilen Arbeiten auf die vielen strukturellen Fragen, die bei der Verwaltungsdigitalisierung entscheidend sind. Auch dazu hatte Next:Public-Geschäftsführer Köppl erste Ergebnisse mitgebracht: „Den größten Investitionsbedarf in ihren Behörden sehen die von uns Befragten in den Bereichen ,Digitale Prozesse‘ (77 Prozent), ,Technische Arbeitsausstattung‘ (68 Prozent) und ,Qualifizierung‘ (68 Prozent).“ Für Ramona Schumann, Bürgermeisterin von Pattensen, sind diese Zahlen nachvollziehbar: „Ich kümmere mich seit sieben Jahren als Bürgermeisterin um die Digitalisierung und habe die Erfahrung gemacht, dass wir uns Prozesse zuerst angucken müssen.“ Als Beispiel nannte sie die Bearbeitung von Elterngeldanträgen, die von vielen Kommunen erledigt werden müssten. Dadurch würden enorm viele Arbeitskräfte gebunden, obwohl „wir zu wenig Personal haben und auch nicht genügend Bewerber den Weg zu uns finden. Wir müssen zentralisierte Dienstleistungen anbieten und wenn möglich auch Abläufe automatisieren. Es reicht doch in der Regel, wenn bei den komplexen Fällen eine Fachkraft draufschaut.“ Auch der Wunsch nach mehr Qualifizierung ist für Schumann verständlich, in den Kommunen gebe es großen Qualifizierungsbedarf. „Deshalb freue ich mich über die im Ampelkoalitionsvertrag erklärte Absicht, dass alle Mitarbeiter zu digitaler Arbeit befähigt werden sollen. Begonnen werden sollte damit auf der Führungsebene.“ Dem stimmte auch Dr. Jörg Bentmann, Leiter der Abteilung Z, der „Zentralabteilung“, im damaligen Bundesministerium des Innern und für Bau und Heimat, zu: „Wir brauchen Angebote, die unsere „Wir müssen zentralisierte Dienstleistungen anbieten und wenn möglich auch Abläufe automatisieren.“ Ramona Schumann, Bürgermeisterin von Pattensen „Wir brauchen Angebote, die unsere Beschäftigten auf demWeg in die Digitalisierung mitnehmen und sie gut auf das mobile Arbeiten vorbereiten.“ Dr. Jörg Bentmann, Leiter der Abteilung Z im damaligen Bundesministerium des Innern und für Bau und Heimat Beschäftigten auf demWeg in die Digitalisierung mitnehmen und sie gut auf das mobile Arbeiten vorbereiten. Das wird neben den technischen Anforderungen unsere Hauptaufgabe sein. Vorrangig wird es jetzt darum gehen, die Führungskräfte zu schulen.“ Fortbildungskonzepte seien bereits vorhanden, „wir müssen aber noch schneller und besser werden“. Insgesamt sei noch viel zu tun, nicht nur bei der Digitalisierung von Dienstleistungen, wie etwa beim Onlinezugangsgesetz (OZG). „Digitalisierung bedeutet eben mehr. Auch mehr, als die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. Es geht ebenso um unsere internen Prozesse. Aber das wird Geld kosten“, stellte Bentmann klar. Ohne Investitionen wird es nicht gehen „Der Staat und seine Funktionsstrukturen brauchen eine nachhaltig resiliente Ausgestaltung in personeller und materieller Hinsicht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich in dieser Hinsicht im zweiten Pandemiejahr noch zu wenig getan hat“, fasste dbb Chef Silberbach zusammen. „Neben dem nach wie vor eklatanten Personalmangel in sämtlichen Bereichen haben wir weiterhin gravierende technische und strukturelle Defizite. Es gilt, die Transformation gemeinsam auszugestalten mit den Menschen imMittelpunkt, den Beschäftigten, Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen. Dann können Land und Leute mit einemmodernen Staat an ihrer Seite optimistisch in die Zukunft gehen. Den Verantwortlichen in der Politik muss allerdings klar sein, dass es diesen öffentlichen Dienst der Zukunft nicht zum Nulltarif geben wird. Eine gelungene digitale Transformation erfordert massive Investitionen in Personal, Know-how, Hard- und Software. Wenn man meint, hier auch weiterhin bis zum Anschlag sparen zu können, wird sich das bitter rächen.“ br/cri/ef/iba Die „Studie Verwaltung in Krisenzeiten“ zum Download: https://nextpublic.de/ verwaltung-in-krisenzeiten-2/ Webtipp © Privat/Bearbeitung dbb © BMI/Bearbeitung dbb FOKUS 27 dbb magazin | Januar/Februar 2022

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