dbb magazin 1-2/2022

Als ich das Amt des Oberbürgermeisters von Wuppertal übernahm, fehlte mir die Innensicht auf die Arbeit einer Verwaltung. Inzwischen kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Stadtverwaltungen – gerade auch unter den Herausforderungen der Coronapandemie – in vielen Bereichen sehr viel besser und agiler aufgestellt sind, als man von außen wahrnimmt“, sagte Prof. Dr. Uwe Schneidewind, der seit November 2020 Chef imWuppertaler Rathaus ist. In einer kommunalen Verwaltung könne man viele Jobs ausüben, ohne den Arbeitgeber zu wechseln. Doch leider sei das nicht genügend bekannt, bedauerte Schneidewind: „Wir müssen junge Leute stärker begeistern und überzeugen, dass sie sich als Beschäftigte der kommunalen Verwaltung gut und kreativ verwirklichen können. Was wir brauchen, sind Menschen, die vor Ort Bürgernähe zeigen und sich zugleich aktiv auf veränderliche Prozesse einstellen können.“ Für den Wuppertaler Oberbürgermeister ist Klimaneutralität, neben der Digitalisierung, das zentrale Thema kommunaler Verwaltung. „Der Klimaaspekt muss bei uns inzwischen in allen Bereichen mitgedacht werden. Als positiver Nebeneffekt kommt hinzu, dass er junge Leute zu uns bringt, die sich auf Stellen im Bereich Klimaschutz bewerben.“ Das Vorhaben, Wuppertal bis 2034 klimaneutral zu machen, bezeichnete Schneidewind als Mammutaufgabe mit hohem Investitionsbedarf. „Wir schaffen in den Kommunen im Kleinen viele Inseln des Gelingens, die Bund und Ländern als Vorbild im Großen dienen können.“ Für dbb Chef Ulrich Silberbach ist die Digitalisierung „die Schlüsselkompetenz für die Qualität des öffentlichen Dienstes: Wir sind nicht schlecht, aber wir müssen besser werden. Und das gelingt durch konsequente Investitionen in gutes Personal und gute Aus- und Weiterbildungsangebote.“ Der öffentlichen Verwaltung fehle noch immer ausreichend professionelles Know-how, so Silberbach weiter. Auch der dbb halte es für richtig und wichtig, junge Leute stärker für den öffentlichen Dienst zu begeistern und ihnen zu vermitteln, „dass das kein konservativer Laden, sondern ein moderner Arbeitgeber ist. Dazu gehört freilich auch, dass wir besser bezahlen und uns etwa auch von so etwas wie der sachgrundlosen Befristung verabschieden. Die ist ein Handicap, das wir dringend loswerden müssen.“ Das Thema Klimaschutz werde dem öffentlichen Sektor noch schwere Sorgen bereiten, zeigt sich der dbb Bundesvorsitzende überzeugt: „Staat und Verwaltung werden horrende Summen auf den Weg bringen müssen, um die Klimaneutralität umzusetzen. Die öffentliche Hand muss ihrer Vorbildfunktion gerecht werden.“ Von privaten Hausbesitzern etwa könne nicht verlangt werden, dass sie hohe Auflagen erfüllen, während bei öffentlichen Gebäuden nicht das Mindeste davon umgesetzt werde. Was die Modernisierung staatlicher Dienstleistungen angehe, müssten der Anspruch der Menschen, welche staatlichen Dienstleistungen sie wann in Anspruch nehmen wollen, und der politische Wille zusammengebracht werden, regte Silberbach an: „Wenn das geschehen ist, steht die Verwaltung bereit, das Gewünschte umzusetzen.“ br/cri „Wir schaffen in den Kommunen beim Klimaschutz im Kleinen viele Inseln des Gelingens, die Bund und Ländern als Vorbild im Großen dienen können.“ Prof. Dr. Uwe Schneidewind „Staat und Verwaltung werden horrende Summen auf den Weg bringen müssen, um die Klimaneutralität umzusetzen. Die öffentliche Hand muss ihrer Vorbildfunktion gerecht werden.“ Ulrich Silberbach Model Foto: Diego Cervo/Colourbox.de FOKUS 21 dbb magazin | Januar/Februar 2022

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