dbb magazin 10/2021

blickpunkt kreistages, Reinhard Sager, bei der Ver­ einbarung des Drei- Punkte-Plans ange­ mahnt. < Wie machen wir es? Jede Kommune steht vor ei­ genen Problemen. Muss sich die eine Gemeinde vor Hoch­ wasser schützen, kämpft die andere gegen anhaltende Dürre; Hitzewellen treffen die deutschen Regionen mit un­ terschiedlicher Häufigkeit und Intensität; Städte sehen sich mit anderen Herausforderun­ gen konfrontiert als Dörfer und landwirtschaftlich gepräg­ te Kommunen; die finanzielle und personelle Ausstattung differiert ohnehin. Von ganz klein bis ganz groß, von Mitfahrbänken mit vor­ montierten Zielschildern im ländlichen Raum bis zu Mas­ terplan-Kommunen wie Pots­ dam und Magdeburg, die ihre Treibhausgasemissionen bis 2045 im Vergleich zu 1990 um 95 Prozent und den Endener­ gieverbrauch um 50 Prozent senken wollen – das Spektrum der Möglichkeiten und Dimen­ sionen ist breit. Und die Son­ dierungsangebote sind vielfäl­ tig: Online-Sprechstunden, Inhouseseminare und Anpas­ sungsworkshops bietet das Zentrum Klimaanpassung mit Unterstützung des Deutschen Instituts für Urbanistik und des Forschungsinstituts adel­ phi an. Das Umweltbundesamt (www.umweltbundesamt.de ) hat neben Broschüren zum Thema Klimaanpassung eine „Tatenbank“ mit Anregungen aus über 200 Projekten zusam­ mengestellt. Damit die Ideen auch in der Praxis ankommen, sieht der Drei-Punkte-Plan Anpassungs­ lots(inn)en oder -manager(in­ nen) vor, die Kommunen vor Ort bei der Umsetzung unter­ stützen. Im Sommer 2021 soll­ ten laut Deutschem Städte- und Gemeindetag die ersten Stellen ausgeschrieben wer­ den. Im Servicebereich von www.klimaschutz.de finden sich ebenfalls Stellenangebote für Klimaschutzmanagerinnen und -manager. < Was machen die anderen? Bei der Nationalen Klimaschutz­ initiative kann man sich an­ hand bereits geförderter Pro­ jekte und Praxisbeispiele einen Überblick verschaf­ fen. Da geht es zum Bei­ spiel in Mecklenburg-­ Vorpommern um die Senkung der Treibhaus­ gasemissionen durch in­ telligente Systeme zur Schülerbeförderung auf dem Land. In Sachsen-Anhalt stellte ein Klinikum auf Versor­ gung durch Bioenergie um, in Dresden wurde Logistik für vier Standorte mit null Emissionen entwickelt. Besonders innovativen Lösungen, die Kommu­ nen als Anpassungs­ strategie gefunden haben, soll laut Drei- Punkte-Plan der Wettbe­ werb Blauer Kompass zu Aufmerksamkeit verhelfen. Den veranstaltet das Bundes­ umweltamt bereits seit 2011. Zum Thema Klimaanpassung wurde in diesem Jahr das Pro­ jekt „KlimawandelAnpassungs COACH RLP“ ausgezeichnet, das Gemeinden unterschiedli­ cher Größe und aus verschie­ denen Naturräumen in Rhein­ land-Pfalz bei der Entwicklung von Klimaanpassungsmaßnah­ men begleitet und berät. Den Wettbewerb gewann es, weil sich das Vorgehen auch auf andere Kreise, Naturräu­ me und Bundesländer übertragen lässt. Wie dringend notwendig solche Maßnahmen sind, hat die Hochwas­ serkatastrophe gezeigt, die zuletzt Rheinland- Pfalz und Nordrhein-West­ falen getroffen und die Bun­ desrepublik bis ins Mark erschüttert hat. < Beratung ist gut, Finanzierung ist besser Ausgebaut wird außerdem die Umsetzungsberatung zu Maß­ nahmen der Klimaanpassung beim Förderprogramm Kom­ munalrichtlinie. Neben Unter­ stützung bei der Einwerbung von Fördermitteln geht es auch um Themen wie Verwal­ tungsorganisation, strategi­ sche Steuerung oder Projekt­ management. Doch damit allein ist Kommunen nicht ge­ holfen. So sieht es auch der Präsident des Deutschen Städ­ te- und Gemeindebunds, Ralph Spiegler, einer der Mitinitiato­ ren des Drei-Punkte-Plans: „Für Kommunen zahlen sich … eine klimagerechte Stadtent­ wicklung, eine energieeffizien­ te Bauweise, erneuerbare Ener­ gien und eine klimagerechte Mobilität … aus“, sagte er bei der Präsentation. Doch „um diese Herausforderungen zu meistern, bedarf es einer fi­ nanziellen Unterstützung von Maßnahmen“. Kurzfristig bietet das Corona- Konjunkturpaket Möglichkei­ ten der Entlastung. Bis zum 31. Dezember 2021 gelten er­ höhte Förderquoten, der von Städten, Landkreisen und Ge­ meinden zu erbringende Eigen­ anteil wird zeitweise abgesenkt. Finanzschwache Kommunen können ganz davon befreit werden. Aber das reicht nicht. Bund, Länder und Kommunen werden mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um sich für die Entwicklungen der kom­ menden Jahrzehnte zu wapp­ nen. Die EU hat gerade ihr Klimaschutzpaket „Fit for 55“ vorgestellt. Hoffen wir, dass von den darin angekündigten Hilfen und Finanzmitteln auch etwas in den Kommunen an­ kommt. Hoffen wir auch, dass gut gemeinte Bündelungsver­ suche nicht zu weiteren Ver­ zettelungen oder Parallel­ strukturen führen. Damit die Kommunen, gerade kleine und/oder finanz­ schwache, ihre Kräfte und Kapazitäten so konzentriert einsetzen können, wie die Lage es erfordert. Andrea Böltken F o t o s : C o l o u r b o x . d e ( 7) 19 dbb > dbb magazin | Oktober 2021

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