dbb magazin 1-2/2021

vorgestellt Studie von Next:Public und der Hertie School of Governance Beschäftigte wollen Innovationen Die bislang größte Studie Deutschlands zum Thema Verwaltung und Corona „Verwaltung in Krisenzeiten“ zeigt, dass Beamte und öffentlich Beschäftigte während der Pandemie eine beacht­ liche Innovations- und Experimentierfreude an den Tag legen. Im Rahmen der Studie wurden 5000 Verwaltungsbeschäftigte und 5000 Bur­ gerinnen und Bürger zur Leistungsfahigkeit der Verwaltung in der ersten „Corona-Welle“ befragt. Die andauernde Corona-Pan­ demie hat deutlich gemacht, dass Verwaltungen in Zeiten der Krise zum Nadelohr fur eine funktionierende Gesell­ schaft und Wirtschaft werden. Den Verwaltungen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene ist es wahrend der ersten Pha­ se der Corona-Pandemie zwar gelungen, arbeitsfahig zu blei­ ben, jedoch haufig dank des hohen Einsatzes ihrer Mitar­ beiterinnen und Mitarbeiter. Rund die Halfte der Beschäf­ tigten arbeitete mehrheitlich im Homeoffice, rund ein Vier­ tel musste jedoch weiterhin taglich zur Arbeit – in den Kommunen sogar 42 Prozent der Beschaftigten. Wahrend der Großteil der fur die Studie befragten Verwal­ tungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Leistungs­ fahigkeit der eigenen Behor- de wahrend der ersten Welle der Corona-Pandemie nur ge­ ringfugig eingeschrankt sah, stimmten dem nur 44 Prozent der Burgerinnen und Bürger zu (voll funktionsfahig 12 Pro­ zent, eher funktionsfahig 32 Prozent). 27 Prozent gaben an, dass sie die Verwaltung als weniger und 9 Prozent als gar nicht funktionsfahig wahr­ genommen haben. Fast die Halfte der Verwaltungsbe­ schäftigten auf Bundes-, Lan­ des- und Kommunalebene sa­ hen sich einer hoheren oder sehr viel hoheren Arbeitsbelas­ tung ausgesetzt. Zusatzlich wurde jede/r vierte Beschaf­ tigte – auf kommunaler Ebene sogar jede/r dritte – mit an­ deren Aufgaben betraut, zum Beispiel, um die Gesundheits­ amter zu unterstutzen. < Hohe Dynamik beim Thema Homeoffice Die Moglichkeit zum Home­ office war vor der Corona-Pan­ demie fur knapp die Halfte der Mitarbeiterinnen und Mitar­ beiter in den Verwaltungen ausgeschlossen, so ein Ergeb­ nis der Studie. Wahrend des ersten Lockdowns konnten auf Bundesebene 67 Prozent, auf Landesebene 55 Prozent und auf kommunaler Ebene immer­ hin noch 37 Prozent der Befrag­ ten hauptsachlich im Home­ office arbeiten. Allerdings musste im Querschnitt der Ebenen jede/r Vierte taglich zum Arbeitsplatz pendeln. Bei der Befragung gaben Mitar­ beitende der Behorden an, auch nach Ende der Corona-Krise die Moglichkeit zum Homeoffice behalten zu wollen. Nur 11 Pro­ zent sahen keinen Bedarf fur Homeoffice. Insgesamt bewer­ teten Mitarbeitende, die wah­ rend des Lockdowns hauptsach­ lich im Homeoffice gearbeitet haben, die Umstande weniger einschrankend und belastend als Mitarbeitende, die großten­ teils am Arbeitsplatz waren. Je­ doch hatten uber die Halfte der Verwaltungsmitarbeitenden im Homeoffice mit technischen Schwierigkeiten zu kampfen. < Behörden im Experimentiermodus Die technische Ausstattung der Mitarbeitenden in den Behor­ den war wahrend des ersten Lockdowns nur unzureichend. So hatte nur die Halfte der Beschaftigten einen Dienst­ laptop zur Verfugung. Um arbeitsfahig zu bleiben und auch um beispielsweise an Videokonferenzen teilzuneh­ men, haben zwei Drittel auf private Technik zuruckgegrif­ fen. Ebenfalls zwei Drittel hatten bei der Erfullung ihrer Arbeitsauftrage mit Server- und Netzproblemen zu kamp­ fen. Gleichzeitig jedoch wur­ den die Behorden wahrend der Pandemie teilweise zu Expe­ rimentierraumen entwickelt: Technische Neuerungen wur­ den schneller eingefuhrt und die Innovationsoffenheit wur­ de von den Beschaftigten als großer wahrgenommen. < Digitale Verwaltung überzeugt nicht In einer parallel durchgefuhr­ ten Burgerbefragung gab ein Funftel der Befragten an, dass sie wahrend der ersten Phase der Pandemie starker von den Online-Diensten der Verwal­ tung Gebrauch gemacht ha­ ben. Allerdings war knapp die Model Foto: Dean Drobot / Colourbox.de 18 dbb > dbb magazin | Januar/Februar 2021

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