dbb magazin 1-2/2021

vorgestellt Halfte derer, die die digitalen Angebote der Verwaltung ge­ nutzt haben, nicht zufrieden. Die Bevolkerung wunscht sich im Ruckblick von den Verwal­ tungen eine bessere Erreich­ barkeit, ein umfangreicheres digitales Angebot und eine bessere Informationspolitik. Zukunftig wunschen sich die Burgerinnen und Bürger starker per E-Mail und mittels Kontaktformular oder Online- Dienst mit der Verwaltung zu kommunizieren. Allerdings bleibt der Termin vor Ort fur knapp 40 Prozent der Befrag­ ten wichtig. Carsten Koppl, Initiator und Projektleiter der Studie, sagt dazu: „Die Verwaltungen ha­ ben sich in der Krise bewahrt, das zeigt unsere Studie. Jedoch muss der offentliche Dienst starker digital befahigt werden – technisch, kulturell und in den digitalen Kompetenzen. Daher schlagen wir auch einen „DigitalPakt Verwaltung“ in der Studie vor. Erst durch eine starkere interne Digitalisierung wird es den Verwaltungen ge­ lingen, mehr und zufrieden­ stellende digitale Burger- und Unternehmensservices anzu­ bieten.“ < Führungskräfte als Bremser „Wenn die technischen Voraus­ setzungen stimmen, wollen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst die Innovation“, kom­ mentierte dbb Chef Ulrich Sil­ berbach die Studienergebnisse am 4. Dezember 2020 in der Frankfurter Allgemeinen Zei­ tung. Der Kulturwandel lasse sich nicht mehr einfach zurück­ schrauben. Bremser bei Moder­ nisierung und Digitalisierung sei offensichtlich nicht die un­ tere Ebene, sondern die Füh­ rung, die zu langsam voran­ schreite. Silberbach verwies noch auf einen weiteren Faktor: Ange­ sichts des demografischen Wandels und den anstehenden Pensionierungswellen stünden Bund, Länder und Kommunen schon jetzt in einem harten Wettbewerb mit der freien Wirtschaft um die junge Gene­ ration. Flexibilität und mobiles Arbeiten werde da immer wich­ tiger. „Wenn wir den Schub jetzt nicht nutzen, haben wir in Zukunft kaum eine Chance“, sagte der dbb Bundesvorsit­ zende. So habe die Studie zwar gezeigt, dass die Befragten Selbstorganisation, Eigenver­ antwortung und Autonomie gestärkt sahen und ein größe­ res Vertrauen der Vorgesetzten empfanden. Auch die Einfüh­ rung technischer Neuerungen lief aus ihrer Sicht zügiger ab. Dennoch bezweifeln viele in der Befragung, dass die Impulse zu nachhaltigen Veränderungen führen werden. < Verwaltung kann Krise Der Zweite Vorsitzende und Fachvorstand Beamtenpolitik des dbb, Friedhelm Schäfer, sieht das ähnlich. „Verwaltung kann Krise und die Mehrheit der befragten Beschäftigten wollen mehr Optionen für Homeoffice in ihrem Arbeits­ alltag“, sagte Schäfer am 9. De­ zember 2020 im Rahmen des „dbb dialog“, dem neuen On­ line-Streaming-Format des dbb. „Interessant sind vor al­ lem die wahrgenommenen Un­ terschiede im Digitalisierungs­ grad zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Während auf Bundesebene 67 Prozent der Beschäftigten dauerhaft ins Homeoffice wechseln konnten, waren es auf Landesebene nur 55 und auf kommunaler Ebene lediglich 37 Prozent. Auch wenn viele kommunale Dienst­ leistungen im direkten ‚Kun­ denkontakt‘ erbracht werden und nicht digitalisiert werden können, besteht hier trotzdem Handlungsbedarf“, erklärte Schäfer. „Ich fände es span­ nend zu sehen, wie die Ergeb­ nisse dieser Studie in einem Jahr ausfallen würden.“ Bei einer Neuauflage der Studie sollten die personalintensiven Bereiche bei Ländern und Kom­ munen besonders in den Fokus genommen werden. „Insgesamt wird mit der Studie bestätigt, dass es in Sachen Digitalisierung der Verwaltung Defizite gibt. Dies ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch von Kompetenzen“, so der dbb Vize. Die Idee, mit einem „DigitalPakt Verwaltung“ vor allem die Kom­ munalbehörden zu stärken, sei ein richtiger Ansatz. Bei allen Investitionen in leistungsfähige IT-Infrastrukturen und Gestal­ tung von digitalen Verwaltungs­ services müssten auch die Belange der Beschäftigten be­ rücksichtigt werden. „Hier geht es darum, hochqualifizierten und flexibel einsetzbaren Nach­ wuchs zu gewinnen und dauer­ haft an den öffentlichen Dienst zu binden. Fort- undWeiterbil­ dungsmaßnahmen müssen an­ forderungsgerecht verstärkt werden“, so Schäfer. Am ersten digitalen dbb dialog haben sich neben Friedhelm Schäfer der Gründer und Ge­ schäftsführer von Next:Public, Carsten Köppl, die Leiterin des Innovationslabors der Universi­ tät Speyer, Rubina Zern-Breuer, sowie Mike Weber vom Kom­ petenzzentrum Öffentliche IT, Fraunhofer FOKUS, beteiligt. www.nextpublic.de Eine Bestandsaufnahme der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Öffentlichen Dienst Verwaltung in Krisenzeiten Content Sponsoren Wissenschaftliche Partner Ideelle Sponsoren Eine Initiative von Medienpartner < Die Studie „Verwaltung in Krisenzeiten“ kann unter https://bit.ly/38HGwe3 kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Model Foto: Colourbox.de 19 dbb > dbb magazin | Januar/Februar 2021

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