dbb magazin 11/2020

dbb magazin Herr Minister, wie praktisch alle Lebensbereiche ist auch die Arbeitswelt aktuell von der Corona-Pandemie geprägt. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Homeoffice. Sie haben nun einen „Ordnungsrahmen für mobiles und ortsungebundenes Arbeiten“ angekündigt, was wird sich ändern? Hubertus Heil Mein Ziel ist es, dass Arbeit zum Leben passt. Mit unserem Gesetzentwurf setzen wir jetzt einen modernen Rahmen für mobile Arbeit. Corona hat uns in einem ungeplanten Großver­ such gezeigt, dass mobile Ar­ beit viel häufiger funktioniert, als viele zuvor vermutet haben. Das Kernstück meines Vor­ schlags ist, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf Augen­ höhe einvernehmliche Regelun­ gen zur mobilen Arbeit treffen. Damit das gelingt, stärke ich die Verhandlungsposition der Beschäftigten und kämpfe für einen Rechtsanspruch auf mo­ bile Arbeit an bis zu 24 Tagen im Jahr, wo es die betrieblichen Abläufe zulassen. Niemand will ein Stahlwerk ins Wohnzimmer verpflanzen, aber wo mobile Arbeit machbar ist, möchte ich sie auch ermöglichen. Zudem zeigen die jüngsten Umfragen: 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger finden einen Anspruch auf mindestens 24 Tage gut. Und Deutschland braucht die­ sen modernen Rahmen für mobiles Arbeiten auch, um im Wettbewerb um Fachkräfte und Talente international mit­ zuhalten. Es geht sicherlich darum, mobi- le Arbeit zu ermöglichen, aber die Beschäftigten müssen doch auch davor geschützt werden, nicht rund um die Uhr zu arbei- ten. Das ist ein wichtiger Punkt. Eine moderne Arbeitswelt braucht auch einen modernen Arbeitsschutz. Auch im Home­ office muss mal Feierabend sein, sonst macht mobile Ar­ beit krank. Die neu gewonnene Flexibilität darf nicht zu einer totalen Entgrenzung der Arbeit führen. Stress und psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Wir wollen mit demMobile-Arbeit-Gesetz den Stress der Menschen reduzie­ ren. Deshalb sieht mein Gesetz vor, dass die Arbeitszeit auch in der mobilen Arbeit täglich voll­ ständig erfasst wird. Das ist das beste Mittel gegen über­ lange und ungesunde Arbeits­ zeiten zu Hause. Die Pandemie hat auch den Arbeitsschutz erneut in den Fo- kus der Öffentlichkeit gerückt, Ihr Haus hat früh entsprechen- de COVID-19-Arbeitsschutzre- geln herausgegeben. Die Über- wachung des Arbeitsschutzes obliegt allerdings den Ländern, deren Aufsichtsbehörden ihrem Auftrag aufgrund des dramati- schen Personalmangels schon in „normalen“ Zeiten kaum gerecht werden können. Wie kann dieses Problem gelöst werden? Die Corona-Pandemie hat uns wie unter einem Brennglas ge­ zeigt, was in Deutschland gut Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales Deutschland braucht einen modernen Rahmen für mobiles Arbeiten interview © Bundesministerium für Arbeit und Soziales << Hubertus Heil 4 dbb > dbb magazin | November 2020

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